Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 16.08.2023
“Unsere Welt entwickelt sich ständig weiter und Technologien wie ChatGPT sind ein Beweis dafür, wie wir traditionelle Herangehensweisen revolutionieren können. Es ist an der Zeit, diese neuen Werkzeuge zu erkunden und sie auf kreative Weise in Ihre Förderstrategie zu integrieren. ChatGPT bietet eine Welt voller Möglichkeiten, Ihre Botschaft zu verbreiten, Beziehungen aufzubauen und Ihre Ziele zu erreichen.”
Dieser erste Absatz klingt ganz gut, oder? Er ist komplett KI-generiert. Es hat aber eine Weile gedauert, die richtige Handlungsanweisung, also neudeutsch den richtigen Prompt zu finden, damit der Text halbwegs zum Stil und Wording unseres Fördertipps passt. In dieser Zeit hätten wir wahrscheinlich die wenigen Zeilen auch selbst schnell schreiben können.
Künstliche Intelligenzen, insbesondere LLM (Large Language Models) wie ChatGPT sind seit etwa einem dreiviertel Jahr in aller Munde. Die einen beschwören mit ihnen das Ende der Menschheit herauf, die anderen halten KI für die Lösung all unserer Probleme - die Wahrheit liegt vermutlich wie immer eher in der Mitte.
Wie jede andere Technologie ist ChatGPT - zumindest aktuell - nur so gut, wie die Inputs, die wir geben. Zwar mag auch Ihr Staubsauger-Roboter relativ smart wirken, wenn er automatisch jeden Donnerstag um 12.00 Uhr Ihre Wohnung reinigt, allerdings brauchen auch Roberta, Saugi und Saugmund Freud menschliche Unterstützung, wenn sie mal wieder unter Omas altem Sessel hängen geblieben sind.
In den folgenden Tipps möchten wir Ihnen näherbringen, wie Sie ChatGPT am besten in Ihren Arbeitsalltag integrieren können, wofür es taugt und wofür nicht, und welche Auswirkungen das auf Ihre Arbeit in den Bereichen Fundraising und Fördermittel haben kann.
Unser Tipp:
Jede Technologie ist nur so gut, wie die Personen, die damit umgehen. Haben Sie Geduld beim Lernprozess und scheuen Sie nicht davor zurück, einfach mal herumzuprobieren.
Was ist ChatGPT überhaupt?
Um ChatGPT als produktives Tool für Ihre Arbeit einzusetzen, hilft es, zunächst zu verstehen, was genau es überhaupt ist.
Künstliche Intelligenz zu definieren ist ähnlich kompliziert, wie natürliche Intelligenz zu bestimmen. Grundsätzlich handelt es sich bei KI um Technologien und Systeme, die menschenähnliche kognitive Fähigkeiten nachahmen oder simulieren können. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Lernen, Problemlösung, Entscheidungsfindung und Sprachverarbeitung. KI-Systeme verwenden Algorithmen und Modelle, um Daten zu analysieren, Muster zu erkennen und darauf basierende Aktionen auszuführen.
Kurzgesagt handelt es sich bei ChatGPT um ein LLM (Large Language Model). Das ist ein neuronales Netzwerk (quasi ein maschinelles Lernsystem), welches einen enorm großen Input an Informationen analysiert, gewichtet und verarbeitet. Im Falle eines LLM sind diese Informationen text- bzw. sprachbasiert. ChatGPT basiert auf Textdaten aus dem Internet. Es “liest” sich sozusagen das gesamte Internet durch und kategorisiert die Informationen, die es findet entsprechend in passende Wort- und Satzschnipsel. Dabei “lernt” das System, wie Menschen sprechen bzw. schreiben und kann im Endeffekt dadurch mit seinen Nutzer:innen direkt per Chat interagieren.
Was kann ChatGPT?
Grundsätzlich lässt sich diese Frage schnell beantworten: Es kann lesen, schreiben und sich mit Ihnen unterhalten. Sie können im Chat in ganz normaler, alltäglicher Sprache mit dem Tool kommunizieren und erhalten eine individuell generierte Antwort. Sie können sich im weiteren Chatverlauf dann auch auf Aspekte dieser Antwort beziehen und weiterführende Informationen erhalten.
Durch seinen riesigen Datenbestand kann ChatGPT zum Beispiel sehr gut für Sie Informationen recherchieren und zusammenfassen. Da es sich aber um einen Querschnitt von Material aus dem Internet handelt, sollten Sie immer genau darauf achten, ob die Informationen, die Ihnen ChatGPT zur Verfügung stellt, auch belastbar sind.
Das Tool eignet sich auch gut zur Übersetzung von Texten in andere Sprachen oder zur Rechtschreibprüfung. Übrigens spricht ChatGPT nicht nur natürliche Sprachen: Auch Programmiersprachen sind in seinem Repertoire. Sie können damit also auch Codeschnipsel programmieren oder selbst gecodete Zeilen überprüfen lassen.
Witzigerweise kann ChatGPT übrigens ziemlich gut dichten, hier die erste Strophe eines Shakespeareschen Sonnets über emcra:
“In Berlin’s heart, emcra finds its grace,
A haven where innovation soars,
Where minds unite, each challenge to embrace,
And forge new paths to reach uncharted shores.”
Vielleicht ein bisschen dick aufgetragen - aber der alte William war auch nicht gerade ein Minimalist.
Was kann ChatGPT nicht?
Das Wichtigste zuerst: ChatGPT kann nicht für die Richtigkeit seiner Informationen garantieren. Es bezieht sich zwar auf ein riesiges Repertoire an Daten aus dem Internet, und in der Regel sind die präsentierten Informationen auch weitestgehend okay. Jedoch sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass die KI auch “halluzinieren” kann. Das bedeutet, dass Informationen, Bilder oder Texte generiert werden, die nicht direkt aus den vorhandenen Daten abgeleitet werden können. Das LLM kann Texte generieren, die zwar grammatisch korrekt und sinnvoll sind, aber Ideen und Interpretationen enthalten, die von den ursprünglichen Daten abweichen.
Was ChatGPT, zumindest in der aktuell frei verfügbaren Version 3.5, auch nicht kann, ist auf irgendetwas zuzugreifen, das vor 2021 passiert ist. Das System wurde schlichtweg noch nicht mit Internetdaten gefüttert, die seitdem kreiert wurden. In einer neuen Version soll ChatGPT auf aktuelle Daten erweitert werden, allerdings gibt es mittlerweile das Problem, dass die KI dann mit Texten gefüttert wird, die von einer KI generiert wurden. Das erhöht das "Halluzinationspotenzial" noch einmal etwas. Momentan gibt es auch keine gängige Möglichkeit, sicher zu erkennen, welche Texte von einer KI generiert wurden und welche nicht - was das Problem noch weiter potenziert.
Was ChatGPT übrigens ebenfalls nicht kann, ist Matheaufgaben auf Grundschulniveau lösen. Auf die Frage “Was ist 5 + 5 : 2” antwortet das Tool folgendes: “Die Berechnung von 5 + 5 : 2 ergibt 7. Hierbei wird zuerst die Division durchgeführt (5 : 2 = 2,5) und dann wird das Ergebnis zur Summe von 5 addiert (2,5+ 5 = 7).” Die Rechenregel an sich bekommt ChatGPT also hin, beim Rechnen an sich versagt der Chatbot. Setzen, 6!
Tipps zur Nutzung von ChatGPT
ChatGPT eignet sich insbesondere, um Recherchearbeiten zu beschleunigen. Zumindest, wenn es sich nicht um etwas handelt, was nach 2021 passiert ist. Die Fragen “Wie funktioniert das Wahlsystem der USA?" oder "Welche Sehenswürdigkeiten sollte man in Rom nicht verpassen?” kann die KI sehr gut beantworten. Sie können ChatGPT auch nutzen, um nach Tipps und Tricks zu Fundraising & Förderung zu fragen oder um eine Recherche zu Förderprogrammen durchzuführen.
Allgemein gilt: Je spezifischer Sie Ihre Frage formulieren, desto besser sind in der Regel die Ergebnisse. Ein Prompt wie “Was für Fördermöglichkeiten gibt es?” ist wesentlich weniger nützlich als einer wie “Welche Fördermöglichkeiten zur Jugendbildung von Geflüchteten gibt es in Berlin?”. In jedem Fall sollten Sie aber die Ergebnisse noch einmal individuell überprüfen, um Halluzinationen und ggf. seit 2021 geänderte Förderrichtlinien oder -programme in Betracht zu ziehen.
Alternativ können Sie es auch mit der KI-Suche von Bing versuchen, die seit ein paar Monaten ChatGPT integriert hat und auf das gesamte Netz, auch nach September 2021, zugreifen kann. Bing bietet Ihnen außerdem direkt Quellennachweise, was besonders bei Förderprogrammen nützlich ist und die “Nachgooglearbeit” erleichtert. Allerdings sind die Antworten bei Bing auch etwas weniger ausführlich.
Außerdem eignet sich ChatGPT prima als Inspiration für einen Text oder eine Recherche, die Sie selber durchführen möchten. Das Tool kann Ihnen gute Ideen liefern, in welche Richtung Sie sich umschauen sollten und dabei helfen, sich nicht zu verzetteln. Für das Fundraising wäre ein passender Chat Prompt beispielsweise: “Wie kann ich mit meiner Organisation xyz am besten eine Fundraisingstrategie entwickeln?” oder “Warum sollte mein Projekt xyz von der EU gefördert werden?”. Zu den gelieferten Ergebnissen können Sie dann weiterführende Fragen stellen und die Informationen als Ausgangspunkt für Ihre eigene Strategiearbeit verwenden.
Eine weitere nützliche Funktion ist, dass ChatGPT Ihnen Zusammenfassungen von längeren Texten liefern kann. Sie können dem Tool entweder einen Weblink nennen oder es direkt im Chat mit dem Text füttern. ChatGPT nennt Ihnen dann ziemlich zuverlässig die Hauptinhalte. Das spart zum Beispiel dann viel Zeit, wenn Sie für einen Förderantrag die zentralen Inhalte eines wichtigen politischen Dokuments, beispielsweise von der EU-Kommission, benötigen und nicht die Zeit haben, mehrere hundert Seiten Text zu lesen.
Insgesamt sind Ihrer Kreativität bei der Interaktion mit dem Chatbot kaum Grenzen gesetzt. Probieren Sie einfach herum und finden Sie die richtige Art und Weise, wie Sie ChatGPT im Alltag unterstützen kann. Wir empfehlen, es primär als “Suchmaschine +” zu verwenden. Allein das kann schon jede Menge Zeit sparen.
Insgesamt gilt aktuell für die Nutzung von ChatGPT in der Fördermittel- und Fundraisingwelt: Gute Fundraiser:innen und Fördermittelexpert:innen, die die Richtigkeit der gelieferten Ergebnisse beurteilen können, werden mit KI-Tools noch besser werden. Wer weniger Fachwissen und Erfahrung hat, dem hilft KI aktuell (noch) weniger. Die Gefahr, Unsinn zu schreiben, ist dann einfach zu groß.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren von ChatGPT und hoffen, Ihnen in diesem Fördertipp die richtigen Tipps und Tricks an die Hand gegeben zu haben, um Ihren Arbeitsalltag ein bisschen zu erleichtern.
#emcra_digital
Ein jüngeres Resultat unserer Auseinandersetzung mit Digitalisierungsthemen ist das EU-Projekt AIAE-Artificial Intelligence in Adult Education, das wir Anfang des Jahres erfolgreich abschließen konnten. KI bietet vielfältige Chancen für die Erwachsenenbildung und darum freut es uns umso mehr, dass unser KI-Projekt just zum Chat-GPT Hype fertig geworden ist. Es gibt aber noch mehr gute Nachrichten: Das Projekt wurde als “example of good practice” mit einer tollen Punktzahl von 94/100 bewertet. Das motiviert doch, das Thema KI weiter anzugehen! Und Sie sollten sich die kostenfrei verfügbaren Projektprodukte einmal genauer ansehen.
Mit dem Thema Digitalisierung, und vor allem der Organisationsentwicklung in unserem digitalen Zeitalter, hat sich emcra schon lange vor dem Hype um Bitcoin, Metaverse, ChatGPT und Co. auseinandergesetzt. Schauen Sie zum Beispiel mal in unserem Digital Transformation Tool, dem Ergebnis eines EU-Projektes, das wir 2019 abgeschlossen haben, vorbei. Oder nutzen Sie die Ergebnisse unseres INCLUDE Projektes (Inclusive leadership in the digital age). Das ist noch lange nicht das Ende unseres Digitalisierungsengagements. Vor kurzem wurde unser neues EU-Projekt mit dem Titel “S.M.A.R.T.E.R. SMEs” bewilligt. Im Herbst 2023 geht es los. Wir halten Sie gerne darüber auf dem Laufenden.
Auch interessant: In Kürze erscheint in der nächsten Ausgabe des FUNDStücke Magazin des deutschen Fundraising Verbandes ein Artikel von unserer Geschäftsführerin Heike Kraack-Tichy, der sich im Detail mit dem Potenzial von KI im Bereich Fördermittel beschäftigt. Gerne informieren wir Sie auf unseren Social Media Kanälen, insbesondere Facebook und Linkedin darüber, wenn der Artikel erscheint.
Haben Sie Interesse oder Fragen zu diesen Angeboten? Bitte kontaktieren Sie uns direkt (030/ 3180 1330) oder per E-Mail an info@emcra.eu. Wir informieren Sie auch gerne über die umfassenden Fördermöglichkeiten, um Ihre Teilnahme zu ermöglichen. Ihre Teilnahme kann bis zu 100 % gefördert werden. Die geförderte Teilnahme ist auch berufsbegleitend möglich, wobei der Arbeitgeber zusätzlich zur Weiterbildungsförderung einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann.