Nobelpreise für alle? Was ist Bürgerforschung und was wird gefördert?

13.11.2019, 10:30

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat eine spannende Ausschreibung veröffentlicht. Fast 9 Mio. Euro werden für neue bürgerwissenschaftliche Projekte zur Verfügung gestellt. Grund genug, sich mit diesem jungen Förderbereich etwas ausführlicher zu beschäftigen, auch wenn die meisten von uns trotzdem auf den Nobelpreis im Lebenslauf verzichten müssen.

Was ist Bürgerforschung oder Citizen Science? Bürgerforschung ist ein Forschungsansatz, bei dem wissenschaftliche Erkenntnisse von Personen gewonnen werden, die nicht hauptberuflich im Wissenschaftsbereich tätig sind. Citizen Science kann sowohl mit als auch ohne Profi-Forscher*innen durchgeführt werden. Kurz gesagt: Es ist Wissenschaft für alle.

Die Förderung der Bürgerforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Förderbudgets sind im Vergleich zur etablierten Forschungsförderung überschaubar. Aber es tut sich einiges. Auf EU-Ebene gibt es bei Horizont 2020 eine Reihe von Ausschreibungen, die direkt Projekte zur Einbindung von Bürger*innen fördern. In Deutschland hat z. B. die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) neue Förderleitlinien veröffentlicht, die sich im Besonderen auf bürger­wissenschaftliche Projekte beziehen.

Unser Tipp: Wollen Sie einen ersten Schritt in Richtung Citizen Science machen? Dann schauen Sie sich die aktuelle Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an. 8,7 Mio. Euro stehen zur Verfügung. Das Antragsverfahren ist dreistufig. Im ersten Schritt muss bis zum 10. Januar 2020 lediglich eine dreiseitige Kurzskizze eingereicht werden. Alle weiteren wichtigen Infos folgen hier:

1. Was wird gefördert?

Die Förderung ist themenoffen, um Bürgerforschung als Forschungsansatz in einer Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen zu verankern. Ebenfalls offen ist die Förderung für unterschiedliche Arten von Beteiligungsprozessen. Diese reichen von niedrigschwelligen Ansätzen für eine kurzzeitige Erhebung von Daten bis zu Ansätzen, die eine intensive mittel- und langfristige Involvierung von Bürger*innen von der Entwicklung der Forschungsfrage bis zu ihrer Auswertung vorsehen. Gefördert werden Einzel- und Verbundvorhaben. Vor allem Kooperationen zwischen der organisierten Zivilgesellschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen sind gewollt.

2. Wer wird gefördert und welche Voraussetzungen gibt es?

Antragsberechtigt sind Hochschulen, außeruniversitäre Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen, außerschulische Kultur- und Bildungseinrichtungen, weitere Institutionen, Kommunen sowie Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die zum Zeitpunkt der Auszahlung eine Betriebsstätte, Niederlassung oder sonstige Einrichtung in Deutschland haben.

Wichtig: Im Gegensatz zur ersten Bürgerforschung-Ausschreibung des BMBF aus dem Jahr 2016, bei der 13 Projektanträge erfolgreich waren, sind diesmal auch Nichtregierungsorganisationen berechtigt, sowohl das Projekt zu koordinieren, als auch den Antrag als Leadpartner zu stellen.

Weitere wichtige Fördervoraussetzungen sind:

+ an einem Verbundvorhaben muss mindestens ein wissenschaftlicher Verbundpartner beteiligt sein;

+ Bürger*innen und deren Expertise müssen in das Vorhaben eingebunden werden;

+ es müssen Kenntnisse im Bereich der Bürgerwissenschaften und / oder Wissenschaftskommunikation und / oder Bildung für nachhaltige Entwicklung nachgewiesen werden;

+ die Partner eines Verbundprojekts müssen ihre Zusammenarbeit in einer schriftlichen Kooperationsvereinbarung regeln.

3. Wie hoch ist die Förderung?

Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses, der in der Regel zwischen 200.000 bis 600.000 Euro (inklusive möglicher Projektpauschale) liegt. Folgende Förderquoten werden angegeben:

+ für Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in der Regel bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten;

+ für Hochschulen, Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen und vergleichbare Institutionen, die nicht in den Bereich der wirtschaftlichen Tätigkeiten fallen, bis zu 100 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben;

+ bei nichtwirtschaftlichen Forschungsvorhaben an Hochschulen und Universitätskliniken wird zusätzlich zu den zuwendungsfähigen Ausgaben eine Projektpauschale in Höhe von 20 Prozent gewährt.

4. Wie werden die Projekte ausgewählt?

Für die Anzahl der geförderten Projekte bei der ersten Förderausschreibung im Jahr 2016 wurde das BMBF stark kritisiert. Von über 300 Einreichungen wurden damals nur 13 Projekte gefördert. Auch diesmal ist mit einer hohen Beteiligung zu rechnen. Immerhin wurde das Förderbudget von rund 5 auf 8,7 Mio. Euro angehoben.

Positiv ist, dass das Verfahren zur Projektauswahl angepasst wurde. Es ist diesmal dreistufig. Im ersten Schritt müssen Sie eine dreiseitige Kurzskizze einreichen. Im zweiten Schritt werden sogenannte Vollskizzen mit einem Umfang von maximal zwölf DIN-A4-Seiten gefordert. Erst der letzte Schritt beinhaltet dann die Einreichung eines umfassenden Förderantrages. Durch dieses schrittweise Vorgehen wird sichergestellt, dass der Aufwand für alle beteiligten Organisationen in einem angemessenen Verhältnis zu den Förderchancen steht.

Wichtige Links zum Thema Bürgerforschung:

https://www.buergerschaffenwissen.de/

Grünbuch Citizen-Science-Strategie 2020 für Deutschland

Citizen Science für alle. Eine Handreichung für Citizen Science-Beteiligte

Citizen Science Policies in the European Commission

# Erasmus+ aktiv nutzen

Die EU-Kommission hat die Rahmenbedingungen für die letzte Erasmus+-Ausschreibung in der laufenden Förderperiode veröffentlicht. In 2020 stehen mehr als 3 Mrd. Euro und damit 12 Prozent mehr Fördermittel als im Vorjahr zur Verfügung. Die Deadlines für die einzelnen Programmbereiche finden Sie hier, alle weiteren Informationen liefert der aktualisierte Programmleitfaden 2020.

Wichtig: Bei vielen Akteuren hält sich hartnäckig das Vorurteil, Erasmus+ sei nur für Bildungsakteure interessant. Manche glauben sogar immer noch, dass es bei Erasmus+ fast nur um den Austausch von Studierenden geht. Das ist falsch. Wir bei emcra begrüßen in dieser Woche unsere neuen Erasmus+-Projektpartner zum Kick-off Treffen in Berlin. Unser Thema ist Leadership im digitalen Zeitalter. Auch Sie sollten prüfen, was Erasmus+ Ihrer Organisation zu bieten hat. Wir erklären Ihnen gerne, was möglich ist (info@emcra.eu; 030 / 3180 1330).

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