Krisenjahr oder Chancenjahr? Was bringt das EU-Förderjahr 2019?

09.01.2019, 08:37

Blättert man durch die Zeitungen in Europa, dann findet man sie überall: Die Krisen und Herausforderungen für die EU. Vom Schicksalsjahr Europas ist die Rede, viele Kommentatoren fragen: Entscheidet sich 2019 die Zukunft Europas? Wir werden sehen. Alle, die nicht erst seit gestern mit der EU und für Europa arbeiten, wissen: Krisen hat es in Europa immer gegeben, sie haben die EU zu dem gemacht, was sie heute ist. Die europäische Integration ist eine Geschichte von Krisen und Herausforderungen bzw. – und das ist entscheidend – der Reaktion auf diese. Ist also alles gut? Keineswegs, aber etwas weniger Alarmismus könnte nicht schaden.

2019 wird ein spannendes Jahr. Für Europa und für alle, die sich mit EU-Förderung professionell beschäftigen. Der Brexit muss abgewickelt werden, bei den Europawahlen stehen viele Populisten und Europaskeptiker auf dem Sprung in das EU-Parlament. Die Verhandlungen über die nächste EU-Förderperiode ab 2021 gehen in eine vorentscheidende Phase. Ist 2019 also ein Krisenjahr oder ein Chancenjahr?

Bevor wir zu den zentralen Krisen, Herausforderungen, Chancen und Risiken im Jahr 2019 kommen, gibt es eine wichtige Nachricht für alle Förderfreunde. Im Jahr 2019 werden die EU-Fördermittel genauso zur Verfügung stehen wie in den Jahren davor. Erinnern wir uns: EU-Förderung stand in allen Jahren der Eurokrise zur Verfügung. Auf die Herausforderung durch die stark gestiegenen Flüchtlingszahlen wurde mit einer Anpassung vieler Förderprogramme geantwortet. Der Euro galt während der Griechenland-Krise schon als tot, das Fördersystem hat trotzdem funktioniert – trotz aller Krisen. Warum ist das so?

Ganz einfach: Weil alles, was in Europa funktioniert, das Ergebnis von schwierigen Verhandlungen ist. Am Ende steht immer ein Kompromiss, bei dem für alle Beteiligten, also insbesondere für die einzelnen EU-Mitgliedstaaten etwas Positives herauskommen muss. So auch bei den Verhandlungen über die siebenjährigen EU-Finanzperioden, die die Grundlage für alle EU-Förderprogramme sind. Kein EU-Mitgliedstaat zweifelt diesen Kompromiss an. Darum funktioniert das EU-Fördersystem – trotz aller Krisen und Herausforderungen sehr reibungslos – höchstwahrscheinlich auch im Jahr 2019.

Unser Tipp: Jetzt zu den wichtigsten Krisen, Herausforderungen, Risiken und Chancen und was sie für das EU-Förderjahr 2019 bedeuten.

Krise durch den BREXIT: Niemand kann heute sagen, was nach dem 29. März 2019 passiert. Wenn es zu einem chaotischen Brexit kommen sollte, dann sind auch alle Akteure betroffen, die mit Partnern aus dem Vereinigten Königreich in EU-Projekten zusammenarbeiten bzw. in Zukunft zusammenarbeiten möchten. Laufende Projekte sollten sich zeitnah informieren, welche Optionen sie haben, und Akteure, die aktuell EU-Anträge planen, müssen sorgfältig abwägen, ob sie einen britischen Partner im Konsortium aufnehmen möchten. Für alle gilt: Jetzt einen Plan B machen und alle Aufgaben Ihrer britischen Konsortialpartnern dahingehend überprüfen, ob ein anderer Konsortialpartner bereit und in der Lage ist, diese zu übernehmen. Den aktuellen Stand im Falle des „No-Deal-Szenarios“, also eines Austritts aus der EU ohne Vertrag, aus Sicht der britischen Regierung kann man hier nachlesen. Für den Fall des „No-Deals“ hat sie angekündigt, die Auszahlung der Fördermittel an britische Organisationen zu übernehmen. Es kann also gut sein, dass diese Krise „abgesagt“ wird.

Herausforderung durch die Verhandlungen über die nächste Förderperiode 2021 bis 2027: Hier wird es Streit geben. Nicht weil vieles zurzeit in der EU schlecht läuft, sondern weil es bei den Verhandlungen über die siebenjährigen Finanzperioden und damit über die EU-Förderprogramme um sehr viel Geld geht und die Regierungen der beteiligten EU-Mitgliedstaaten nichts zu verschenken haben. Jede Regierung versucht das beste Ergebnis für sich zu erreichen. Das ist nicht weiter problematisch. Als interessierte Zuschauer*innen besteht für uns Fördermittelinteressierte eher die Herausforderung, diesen Streit auszuhalten und geduldig auf den Tag zu warten, an dem über Brüssel der „weiße Rauch aufsteigt“ und man sich – wieder einmal - auf ein neues Budget geeinigt hat. Dieser Tag kommt fast sicher.

Risiko Europawahl? Das Ergebnis scheint vorgezeichnet. Es werden mehr Populisten und Europafeinde als Abgeordnete im nächsten Europäischen Parlament sitzen als bisher. Das Funktionieren der EU wird dadurch jedoch nicht so stark behindert, wie viele aktuell befürchten. Denn bei den wichtigen EU-Integrationsthemen sind es immer noch die Nationalstaaten bzw. deren Regierungen, die den Ton angeben und entscheiden. Das größere Risiko besteht bei der Besetzung der neuen EU-Kommission. Wenn mehrere EU-skeptische Regierungen Kommissar*innen durchsetzen, die deren Anti-Kurs in Brüssel unterstützen sollen, dann könnten viele wirtschaftlich und politisch sinnvolle Initiativen in Brüssel zumindest behindert werden. Ob das tatsächlich passiert, ist eine offene Frage. Ein ungarischer Kommissar ist zumindest im Bereich Erasmus+ in der aktuellen Förderperiode nicht als ständiger „europapolitischer Bremser“ aufgefallen.

Chancen durch verbliebene EU-Gelder: Die aktuelle Förderperiode geht ihrem Ende entgegen. Viele Fragen sich: gibt es überhaupt noch EU-Förderung in relevantem Ausmaß: Antwort: Natürlich gibt es sie. Mehr noch: Oft gibt es zum Ende einer Förderperiode, insbesondere bei den EU-Strukturfonds, sehr gute Fördermöglichkeiten, weil die Mittel hier nicht so erfolgreich bewilligt werden konnten wie ursprünglich geplant. Beim EFRE geht fast überall noch etwas. Das gilt insbesondere für die östlichen Bundesländer. Bitte melden Sie sich schnell bei uns (info@emcra.eu) wenn Sie im Jahr 2019 in Ihrer Region ein Investitionsprojekt planen. Die Chance auf Förderung ist gut!

 

#emcra Berufstipp

Seit 2005 bildet emcra erfolgreich EU-Fundraiser*innen aus. Viele unserer Absolventen arbeiten seit Jahren erfolgreich in diesem spannenden Arbeitsfeld. Trotz aller Krisen und Herausforderungen, durch die die EU in dieser Zeit gegangen ist. Das Aufgabengebiet ist abwechslungsreich und Sie lernen kontinuierlich etwas dazu. Sie arbeiten mit interessanten Menschen aus den unterschiedlichsten EU-Staaten zusammen und lernen Europa abseits der touristischen Pfade wirklich kennen. Überlegen Sie, ob auch Sie EU-Fundraising zu Ihrem Beruf machen möchten. Für alle, die sich bis Ostern dafür entscheiden und sich zu unserer zertifizierten Qualifizierung EU-Fundraising anmelden gibt es als „Starthilfe“ unser neues Seminar „Die neue EU-Förderperiode ab 2021“ kostenfrei dazu. Am besten gleich heute anrufen (030 – 3180 1330).

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