Die zivilgesellschaftliche Organisation der Zukunft - was können bzw. müssen wir tun?

28.05.2025, 17:52

Die Herausforderungen, mit denen die organisierte Zivilgesellschaft derzeit konfrontiert wird, sind vielfältig und dringend. Hier eine kleine Auswahl:

  • Langjährige Gewissheiten gelten nicht mehr oder geraten ins Wanken. Ein größer werdender Teil unserer Bevölkerung akzeptiert extremistische politische Positionen.
  • Diversität, Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit sind nicht selbstverständlich. Auch in der Zivilgesellschaft gibt es noch einiges zu tun.
  • Eine neue Regierung in Deutschland kommt ins Amt. Was kann die Zivilgesellschaft erwarten – was befürchten wir? 
  • Wie können wir die Finanzierung unserer Arbeit für eine pluralistische und soziale Gesellschaft sichern? Wo wird gespart? Welche Abhängigkeiten von öffentlichen oder privaten Geldgebern gibt es? Wie können wir unabhängiger werden? 
  • Sind unsere Organisationsstrukturen (noch) zeitgemäß? Passt der “eingetragene Verein” beispielsweise noch ins 21. Jahrhundert? Oder gibt es bessere Lösungen? 
  • Wie reagieren wir bei einem Ahrtal 2.0? Muss es dazu kommen? Was können wir beitragen, damit die Folgen des Klimawandels abgemildert werden? Bei uns und anderswo.

Diese Liste ließe sich leicht verlängern. In dem vor kurzem gestarteten ESF+ Projekt Die inklusive Organisation der Zukunft, das wir gemeinsam mit FAIR SHARE of Women Leaders umsetzen, arbeiten wir insbesondere an dem Aspekt Geschlechtergerechtigkeit und Diversität.

Um unsere zivilgesellschaftlichen Organisationen zukunftsfähig zu machen, braucht es zwei Dinge ganz besonders: Eine angemessene Finanzierung und anpassungsfähige Strukturen. Das sind die Bereiche, mit denen wir uns auskennen und die wir in diesem Fördertipp genauer beleuchten möchten, u. a. mit kostenfreien Angeboten, passenden Förderungen und mit spannenden methodischen Hinweisen. 

Es geht darum, dass auch Ihre Organisation in Zukunft über eine bessere, unabhängige und ausreichend diversifizierte Finanzstruktur verfügt UND Organisationsstrukturen etabliert, in denen wir in einer sich teils schnell wandelnden Welt möglichst schnell reagieren können - um Chancen zu nutzen und (existenzielle) Risiken zu umschiffen.

 

Unser Tipp:

Jede zivilgesellschaftliche Organisation ist gut beraten, ihre finanziellen Grundlagen an die aktuellen Entwicklungen anzupassen. Zumindest sollten Sie sich fragen, in welchen Arbeitsbereichen zu einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Förderern - privat oder öffentlich - bestehen. 

Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen und Prozessen. Eine Aufgabe, die nicht selten mit Widerstand angegangen wird. Im Wettbewerb u. a. um gute Fachkräfte wird zivilgesellschaftlichen Organisationen nichts anderes übrig bleiben, als z. B. mehr auf Selbstorganisation sowie geteilte und dezentrale Verantwortungs- und Entscheidungsstrukturen zu setzen.

 

Die Open Space Organisation. Wie könnte das aussehen? 

Open Space als Großgruppenmethode hat sich in den vergangenen Jahrzehnten etabliert, wenn es darum geht, in großen Gruppen gemeinsam dringende Herausforderungen zielgerichtet anzugehen und Lösungen zu entwickeln. Was auffällt ist jedoch folgendes: Recht häufig wird als Open Space bezeichnet, was im Kern nicht nach den wichtigsten Regeln des Open Space Ansatzes abläuft.

Da der Open Space Ansatz sich insbesondere für die interne Organisationsentwicklung eignet (Stichwort: Open Space Organisation), ist es jedoch wichtig, zu verstehen und zu erleben, wie Open Space in seiner Grundform konzipiert wurde und erfolgreich genutzt wird.  

Im Rahmen des ESF+ Projektes Die inklusive Organisation der Zukunft veranstalten FAIR SHARE und emcra - Co-shaping Europe vom 9. bis zum 12. September 2025 in Berlin ein Open Space Training, in dem alle Teilnehmenden zu Open Space Facilitator:innen ausgebildet werden.

Die Plätze sind begehrt. Das haben uns die ersten Reaktionen auf unser Angebot bereits gezeigt. Eine große Anzahl der Teilnehmer:innen wird aus den zehn Organisationen kommen, die Teil des Projektes sind und direkt von den Projektangeboten profitieren. Das sind: Berghof Foundation, DaMOst, Deutscher Fundraising Verband, Deutscher Juristinnenbund e.V., Deutsches YFU Komitee, icp – institute for critique and practice, MitOst (commit), Reporter ohne Grenzen, VENRO und WWF.

Es gibt aber eine begrenzte Anzahl an Plätzen, die wir frei an Engagierte der Zivilgesellschaft in Deutschland vergeben können. Bei Interesse solltet Ihr Euch am besten schnell bei uns melden (info@emcra.eu). Wer noch nicht sicher ist, was bei einer Open Space Konferenz genau geschieht, sollte sich gleich heute zu unserer Projekt-Auftaktkonferenz am 17. und 18. Juni in Berlin anmelden. Diese Konferenz findet ebenfalls im Open Space Format statt und Ihr könnt das Potenzial dieser Methode live erleben. 

Eine kurze, praxisnahe Einführung in die Methode bietet der Beitrag Open Space für Organisationen aus dem Handbuch Inklusive Führung im digitalen Zeitalter. Kostenfreier Download hier.

 

Teilnahme an kostenfreien Workshops möglich

Im Projekt Die inklusive Organisation der Zukunft bieten wir in den Jahren 2025 bis 2027 eine Auswahl an kostenfreien Workshopformaten an (präsenz und online). Teilweise ist die kostenfreie Teilnahme auch für Vertreter:innen von Organisationen, die nicht direkt am Projekt teilnehmen, möglich. Wer sich für diese Angebote interessiert, sollte sich schnell listen lassen (orgderzukunft@fairsharewl.org; Betreff: ZGO - kostenfreie Workshopteilnahme).    

Da keine zivilgesellschaftliche Organisation wie die andere ist, bieten wir ein breites Themenfeld in den Bereichen Diversität, Inklusion, Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit an. Ein Angebot wird sich spezifisch an Männer, insbesondere in Führungs- und Entscheidungspositionen, richten.

 

Es gibt Fördermittel für Ihren Entwicklungsprozess 

Nehmen Sie die Zukunft Ihrer Organisation in die Hand. Das ist sogar mit lukrativen Förderungen möglich.

Durch das Programm INQA-Coaching können Sie eine attraktive Beratungsförderung nutzen, um gemeinsam mit Ihrem Team die Herausforderungen der Arbeitswelt zu meistern und sich für die Zukunft besser aufzustellen. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen können mit 80 % Förderung rechnen, wenn sie die Fördervoraussetzungen für das INQA-Coaching erfüllen. Alles weitere erfahren Sie im emcra Fördertipp vom 8.11.2023. Zur Info: Wir haben bei emcra ebenfalls akkreditierte INQA-Berater:innen im Team, die zusätzlich über eine IBWF-Zertifizierung verfügen. Wir begleiten Sie gerne bei Ihrer Entwicklung. Hier können Sie zudem nach weiteren akkreditierten INQA-Coaches recherchieren. 

Die Konditionen für die Förderungen von Weiterbildung waren in den vergangenen Jahren nie besser als heute. Leider hören wir in unseren Beratungen jedoch immer wieder den folgenden Satz von verantwortlichen Führungskräften aus zivilgesellschaftlichen Organisationen: “Ja, das klingt schon interessant, aber wir haben dafür jetzt keine Zeit.” Wir sind langsam müde, diese Sätze zu hören, insbesondere weil nicht selten im Subtext eher folgende Message mitschwingt: “Das kostet zu viel Zeit und bringt intern unsere Pläne durcheinander. Ich möchte eigentlich so weitermachen wie bisher.” 

Diese Haltung ist kurzsichtig und die verantwortlichen Führungskräfte tragen für die Folgen die Verantwortung. Einige Organisationen, die wertvolle Arbeit machen, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das liegt nicht selten an der Inflexibilität der Organisationen.

In diesem Jahr fließen in einigen Bereichen öffentliche Förderungen z. B. nicht mehr so üppig wie in den Vorjahren. Diese Situation war jedoch antizipierbar. Und wir haben ähnliche Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. Trotzdem hören wir von verschiedenen Organisationen den folgenden Satz: “Bitte sucht für uns nach alternativen Förderungen, mit denen wir unsere laufenden Projekte - möglichst ohne große Änderungen - auch in Zukunft weiterführen können.” Das kann klappen, aber eine nachhaltige Strategie, die Organisationen resilienter macht, sieht anders aus. 

Eine Option: Das QCG (Qualifizierungschancengesetz) finanziert die Weiterbildungskosten für Ihr fest angestelltes Personal. Zusätzlich erhalten Arbeitgeber einen Zuschuss zu den Lohnkosten, um eine temporär "wegfallende" Arbeitskraft zu kompensieren. Seit April 2024 gelten folgende Konditionen: 100 % der Lehrgangskosten werden bezuschusst und bis zu 75 % der Arbeitgeber-Bruttolohnkosten, die im Verlauf einer Weiterbildung bezahlt werden, können erstattet werden. Das gilt jetzt für alle Organisationen mit weniger als 50 Vollzeitbeschäftigten. Auch die Mehrkosten für Menschen mit Behinderung werden übernommen und Berufseinsteiger:innen haben es jetzt leichter, ebenfalls eine Förderung zu erhalten.

Sie können die Förderung für die Teilnahme an einer zertifizierten emcra Weiterbildung nutzen, z. B. für Die Organisation der Zukunft – Leadership und Organisationsentwicklung mit INCLUDE. Oder Sie suchen sich einen anderen Anbieter. Hauptsache ist: Bilden Sie sich und Ihr Team konsequent weiter. Das Bekannte wird für viele Akteure im Dritten Sektor mittelfristig nicht mehr zum Überleben reichen. Sie brauchen neue Ideen, Ansätze und neues Know-how.

 

Organisationsentwicklung plus - alle mitnehmen und beteiligen

Entscheidungen schneller treffen - zusammen mit den Personen, die eine gegebene Situation am besten beurteilen können. Dazu benötigen Sie Dezentralisierung statt Top-Down-Steuerung. Nicht wenige Menschen sind bereit, auch ehrenamtlich mehr Verantwortung zu übernehmen. Viele zivilgesellschaftliche Organisationen benötigen dazu ein besseres Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt. Die Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse müssen stimmen. Die aus unserer Perspektive gegenwärtig praxisrelevantesten Organisationsansätze, mit denen sich u. a. die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt professionalisieren lässt, sind immer noch nicht ausreichend bekannt. Darum möchten wir sie hier kurz vorstellen: 

Die Soziokratie setzt sich aus dem lateinischen Wort „socius“ (Gefährte) und dem griechischen Wort „kratein“ (regieren) zusammen. Soziokratie als Organisationsmodell ist nicht so neu, wie die meisten vermutlich denken. Das Konzept geht auf den niederländischen Unternehmer Gerard Endenburg zurück, der sich Ende der 1960er Jahre auf die Suche nach einem moderneren Organisationskonzept gemacht hat. Fündig wurde er bei dem Sozialreformer Kees Boeke. Endenburg verband seine Erfahrungen aus dem Bereich der Kybernetik mit den Ansätzen von Boeke und setzte sein erstes Soziokratiekonzept in dem Elektrotechnik-Unternehmen ein, das er von seinen Eltern übernommen hatte. 

Bevor Endenburg sich in Richtung Soziokratie aufmachte, hatte er ein Schlüsselerlebnis in seinem Unternehmen. Bei einer Betriebsversammlung verstand er sein eigenes Wort nicht mehr. Die Führungskräfte und der Betriebsrat stritten verbissen miteinander und Endenburg dachte sich: „Es muss doch einen besseren Weg geben. Einen Weg des Miteinanders statt des Gegeneinanders“. Das war der Startschuss. Heute arbeiten weltweit nicht nur kleine oder mittlere, sondern auch größere Organisationen und Unternehmen mit mehreren 100 Mitarbeiter:innen auf der Basis der Organisationsideen, die Endenburg angestoßen hat. 

Eine der zentralen Ideen, die sich soziokratische Organisationen zu Nutze machen, ist die Entscheidungsfindung mit Hilfe der Konsent-Moderation (kostenfreier Downlowd hier: S. 252-271), die wir Ihnen als Einstieg in die Soziokratie empfehlen. Damit können Sie die Vorzüge der Soziokratie in einem wichtigen Bereich testen, ohne sofort das gesamte System implementieren zu müssen. 

Zellstrukturdesign (kostenfreier Downlowd hier: S. 112-127): Zellstrukturdesign eignet sich insbesondere für kleine und mittlere Organisationen. Es handelt sich um eine Open-Source-Sozialtechnologie, die von Niels Pfläging und Silke Hermann entwickelt wurde und auf der Grundlage des Beta-Kodex funktioniert (mehr dazu hier als kostenfreier Downlowd: S. 74-85). Dieser Ansatz verändert die Sichtweise, wie Organisationen gedacht und dargestellt werden. Statt „oben“ und „unten“ mit Abteilungen und Unterabteilungen wie in der klassischen Pyramidenstruktur organisiert Zellstrukturdesign Organisationen von „außen“ nach „innen“. 

Der externe Markt und die dort sichtbar werdenden Bedürfnisse sind Hauptantreiber beim Zellstrukturdesign. Autonom verantwortliche Zellen, die ihre Leistungen selbst überprüfen und für alle Stakeholder sichtbar machen, sind die zentralen Einheiten bei diesem Organisationskonzept.

 

Die Weiterentwicklung Ihrer Organisation ist nur eine Entscheidung entfernt. Wir wünschen viel Erfolg beim ersten und allen weiteren Schritten..

 

#emcra_und_die_Organisation_der_Zukunft

Wir freuen uns, dass unser INCLUDE Ansatz so viel positives Interesse auslöst. Seit 2015 haben wir - zusammen mit vielen Praktiker:innen aus allen Ecken Europas - viel Zeit und Energie investiert, um unsere mehr als 20-jährigen Erfahrungen als verantwortliche Führungskräfte so zu strukturieren, dass jetzt eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Verfügung steht, mit der sich jede Organisation selbstbestimmt und ohne hohe Kosten für externe Berater:innen auf den Weg in die Zukunft machen kann.

Zwei großzügig von der EU geförderte Projekte waren zentrale Schritte auf dieser Reise. Von 2016 bis 2018 konnten wir mit “Inclusive Leadership” die Grundlagen legen und gleichzeitig feststellen, warum eine Großzahl von Leadership-Programmen zu kurz greift. Mit dem INCLUDE Projekt (INCLUDE = Inclusive Leadership in the Digital Age; 2019-2022) war dann der wichtige, fehlende Schritt möglich. In fast drei Jahren konnten wir ein ganzheitliches Leadership- und Organisationsentwicklungsprogramm sowohl theoretisch-methodisch als auch praxistauglich entwickeln und mit Organisationen aus der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft in verschiedenen Branchen und Ländern der EU testen. 

In dem vor kurzem gestarteten ESF-Projekt Die inklusive Organisation der Zukunft nutzen jetzt zehn kleine, mittlere und große zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland den INCLUDE Ansatz, um sich weitestgehend selbstorganisiert und partizipativ in Richtung mehr Diversität, Inklusion, Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit zu entwickeln. Wir sind etwas stotz darauf, dass sich die folgenden zehn Organisation mit uns und mit FAIR SHARE auf diese spannende Reise begeben: Berghof Foundation, DaMOst, Deutscher Fundraising Verband, Deutscher Juristinnenbund e.V., Deutsches YFU Komitee, icp – institute for critique and practice, MitOst (commit), Reporter ohne Grenzen, VENRO und WWF.

Wer mehr über INCLUDE, über das Projekt und die zehn teilnehmenden Organisationen erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, zu unserer Projekt-Auftaktveranstaltung am 17. Juni und 18. Juni 2025 nach Berlin zu kommen. Hier findet Ihr weitere Informationen zur Veranstaltung und könnt Euch direkt anmelden.  

Falls der Termin nicht passt oder Ihr Euch erst einmal individuell etwas mehr mit dem INCLUDE Ansatz beschäftigen möchtet, dann könnt Ihr unsere zwei INCLUDE Handbücher kostenfrei lesen:

Wenn Ihr Fragen zu INCLUDE oder unseren zertifizierten Weiterbildungsangeboten für Eure Organisationsentwicklung habt, dann kontaktiert uns gerne persönlich (info@emcra.eu; 030 - 3180 1330).

 

Haben Sie Interesse oder Fragen zu diesen Angeboten? Bitte kontaktieren Sie uns direkt (030/ 3180 1330) oder per E-Mail an info@emcra.eu. Wir informieren Sie auch gerne über die umfassenden Fördermöglichkeiten, um Ihre Teilnahme an unseren Weiterbildungen zu ermöglichen. Ihre Teilnahme kann bis zu 100 % gefördert werden. Die geförderte Teilnahme ist auch berufsbegleitend möglich, wobei der Arbeitgeber zusätzlich zur Weiterbildungsförderung einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann.

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