(Aus)Bildungsförderung für jede Lebenslage - Stipendien, BAföG und Co. |
18.09.2024, 15:59 |
Stipendien für alle. Das wäre eine tolle Welt. Denn Bildung kostet Geld und nicht jede:r hat so viel, wie nötig wäre. In diesem Fördertipp zeigen wir, dass wir - zumindest in Deutschland und Europa - schon in einer recht guten Welt leben, auf alle Fälle, wenn es um die Förderung von Bildung geht. Es geht wahrscheinlich noch besser, aber ein Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, die bereits heute existieren, lohnt sich definitiv. Welche Programme gibt es? Sind die naheliegendsten Optionen auch die besten? Ob studierend, in Ausbildung, berufstätig oder noch in der Schule, es gibt lohnende Förderprogramme für fast jeden Bildungsweg - und auch für ältere Semester! Wer sich bildet, kommt weiter. Als Trainer:innen in der Erwachsenenbildung ist das eine Einsicht, die uns täglich begleitet. Als lebenslange Lerner:innen sind wir davon überzeugt, dass es viel in der Praxis zu lernen gibt. Genauso wichtig kann es jedoch sein, für sich persönlich einmal richtig Struktur in einen Wissensbereich zu bringen und etwas “von der Picke auf” zu verstehen. Ausbildung oder Studium und davor die Schule sind unerlässlich, um auf die grundlegenden Dinge des (Arbeits-)Lebens vorbereitet zu werden. Dann kommen im Erwachsenenalter die Fortbildungen, spätestens, wenn Ihnen auffällt, dass speziellere Themen noch einmal eine Weiterbildung erfordern oder sich komplexe neue Aspekte im hektischen Berufsalltag nicht einfach nebenbei erlernen lassen. Wussten Sie, dass die »Halbwertzeit« unseres Wissens immer kürzer wird? Vorhandenes Wissen in einem bestimmten Bereich oder einem Fachgebiet verliert tendenziell immer schneller an Wert. Unser Schulwissen ist nach ca. 20 Jahren nur noch zur Hälfte relevant, berufliches Wissen und Hochschulwissen verlieren in etwas nach fünf bis zehn Jahren 50 Prozent an Gültigkeit. Im technologischen Bereich sind diese Zeiten noch kürzer, insbesondere IT-Wissen hat aktuell eine Halbwertzeit von grob zwei Jahren. Egal, wo Sie in Ihrer Bildungsbiografie persönlich gegenwärtig stehen, für fast jede Lebenssituation gibt es ein passendes Förderprogramm. Von einer Welt mit Stipendien für alle sind wir gar nicht sehr weit entfernt. Einen ersten Überblick in diese Welt bietet dieser emcra Fördertipp.
Unser Tipp: Viele Stipendien und (Ausbildungs-)Förderprogramme haben ähnliche Anforderungen an die Bewerber:innen. Wer sich einmal die Mühe macht, eine aufwendige Bewerbungsmappe zusammenzustellen, kann diese nicht selten in etwas überarbeiteter Form bei mehreren Förderern einreichen. Aber der Reihe nach. Wir beginnen mit einem Bildungs-Klassiker - die Überraschungen folgen etwas weiter unten. Sie werden merken: Wie in fast allen weiteren Fördermittelbereichen, die wir bei emcra abdecken, gilt auch in der Bildungsförderung: Es gibt fast immer mehrere Förderoptionen.
Förderung mit Rechtsanspruch: BAföG - auch für Schüler:innen und Azubis! Das BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) fördert die erste Ausbildung an berufsbildenden Schulen, Kollegs, Akademien und Hochschulen immer dann, wenn die jeweiligen Eltern bzw. die erziehungsberechtigten oder unterhaltspflichtigen Personen nicht dafür aufkommen können. Die Förderlogik des BAföG orientiert sich dabei nicht an der Elitenförderung oder an politischen Themen. Es geht um den Nachteilsausgleich von jungen Menschen, damit jede:r die Chance hat, eine erste weitergehende Ausbildung zu beginnen, selbst wenn man zu Hause nicht auf Rosen gebettet ist. Darum besteht auf BAföG ein Rechtsanspruch. Bekannt ist das BAföG für Studierende. Aber auch Schüler:innen können Anspruch auf BAföG haben, wenn sie eine schulische Berufsausbildung machen, ihren Schulabschluss als Erwachsene nachholen oder beim Besuch der allgemeinbildenden Schule nicht mehr bei den Eltern wohnen können. Abgesehen davon, dass die einschlägigen Begabtenförderungswerke, die wir im nächsten Abschnitt behandeln, neben der finanziellen Förderung auch ein begleitendes Betreuungsprogramm anbieten, bietet das BAföG für die meisten Menschen die mit Abstand besten Förderbedingungen. Im Laufe eines fünfjährigen Bachelor- und Masterstudiums können bis zu 60.000 Euro - ausnahmsweise sogar mehr - ausgezahlt werden. Zurückgezahlt werden muss davon maximal die Hälfte, aber niemals mehr als 10.000 Euro. Wer es schafft, sein BAföG-Darlehen sofort nach dem Ende des Studiums zurückzuzahlen, bekommt nochmal eine Prämie on Top. Dann können von mehr als 60.000 Euro nur noch etwas mehr als 7.000 Euro übrig bleiben. Weitere Vorteile: Bei geringem Einkommen kann man den Rückzahlungszeitraum aussetzen und Zinsen muss man auch nicht zahlen (die Inflation “arbeitet” an dieser Stelle also ausnahmsweise Mal für diejenigen, die nicht so viel haben). Maximal erhält man aktuell als Student:in, die nicht bei den Eltern wohnt, ihre eigenen Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss und deren Eltern unterhalb der sog. Freibetragsgrenze verdienen, 992 Euro im Monat. Bei verheirateten Eltern muss ab 44.000 kombiniertem Bruttojahresgehalt mit ersten Einbußen gerechnet werden. Ab 70.000 Euro Jahresgehalt ist eine Förderung durch BAföG unwahrscheinlich. Probieren Sie am besten selbst den BAföG-Rechner von Studies Online und schauen Sie, was Ihnen zusteht!
Stark engagiert: Die Begabtenförderungswerke Fast sämtliche großen Parteien, Kirchen und Gewerkschaften unterhalten Stiftungen mit eigenen Stipendienprogrammen für Studierende sowie Promovierende. Dazu gibt es Stipendien für besondere Zielgruppen, wie sportlich talentierte Menschen, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund und viele weitere. Das Ziel ist hierbei meist die Förderung besonders begabter (junger) Menschen, die sich im Sinne der Ziele des jeweiligen Geldgebers engagieren. Der Vorteil: Hier müssen Fördersummen in der Regel nicht zurückgezahlt werden und die ideelle Unterstützung einer fördernden Stiftung kann ungemein hilfreich für die persönliche und berufliche Entwicklung sein. Die Förderbeträge sind übrigens bei allen vom Staat unterstützten Begabtenförderungswerken gleich hoch und orientieren sich am BAföG-Satz. Hinzu kommen weitere 300 Euro einkommensunabhängiger Studienkostenzuschuss. Die Trauben hängen bei den Begabtenförderungswerken jedoch meist deutlich höher als beim BAföG: Bewerbungen sind zahlreich, die Auswahl ist hart. Für die Antragstellung sind diverse Nachweise und eine ausgefeilte Antragsargumentation nötig (man braucht dafür keinen Fundraising-Kurs bei emcra mitzumachen, aber auch dieser Antragsprozess wird damit definitiv leichter :) ). Ebenso wichtig sind Gutachten oder Empfehlungen von relevanten Persönlichkeiten wie Vertrauensdozent:innen oder Funktionär:innen bestimmter Organisationen. Ohne sehr gute Noten und besonderes Engagement sind Anträge bei den großen Begabtenförderungswerken aussichtslos. Eine Übersicht von 19 großen Begabtenförderungswerken bzw. Stiftungen und ihren jeweiligen Förderschwerpunkten finden Sie bei studieren.de, weitere interessante Informationen bei Studies Online und bei stipendienkompass.de. Der Stipendienkompass bietet mit dem interaktiven Stipendien-O-Mat eine zusätzliche Chance, schnell die richtige Förderorganisation zu identifizieren.
Bringen Sie sich ins Gespräch: Tipps zur Antragstellung bei Stiftungen Mit dem richtigen Netzwerken in eigener Sache kann man gar nicht früh genug beginnen. Sprechen Sie mit Vertrauensdozent:innen, ehemaligen und aktuellen Stipendiat:innen und rufen Sie die Stiftungen, die Sie im Auge haben, an oder besuchen Sie deren Veranstaltungen. Vieles findet online statt und schont damit den eigenen Geldbeutel. Erste Kontakte oder Anlässe für einen Folgeanruf lassen sich auch online gut knüpfen bzw. finden. Genau wie bei jedem anderen Förderantrag gilt: Stellen Sie Fragen zum Bewerbungs- / Antragsprozess. Wenn Sie sich bei einer politischen Stiftung bewerben möchten, dann sind Sie in der Regel bereits in einem einschlägigen parteinahen Netzwerk aktiv. Sollten Sie sich ehrenamtlich engagieren, dann ist das ebenfalls sehr relevant für Ihr Bewerbungsvorhaben. Bringen Sie sich - immer wenn es passt - aktiv ins Gespräch, denn manchmal wissen Sie gar nicht, dass Sie zufällig direkt neben genau der richtigen Person sitzen! Fragen Sie Personen, die Ihnen wohlwollend verbunden sind, nach weiteren Kontakten, die Sie auf Ihrem Weg einen Schritt voranbringen können. Beim Netzwerken ist jede kleine Aktion ein wichtiger Schritt in die Richtung, die Sie einschlagen möchten. Besonders hilfreich sind Kontakte zu Personen, die selbst einmal Teil eines Auswahlgremiums waren oder bereits vor Ihnen von einem spezifischen Förderer unterstützt wurden. Von denen erhalten Sie die besten Hinweise zum Auswahlprozess. Und wenn es mal nicht klappt, dann ist das auch kein Beinbruch: Der Wettbewerb ist wie bei den meisten “normalen” Förderprogrammen groß. Also nicht persönlich nehmen - die nächste Chance ist nicht weit entfernt. Machen Sie lieber aus jeder Ablehnung etwas Positives für sich. Fragen Sie nach den Gründen, warum Sie dieses Mal nicht berücksichtigt wurden. Es ist zum Beispiel oft möglich, nach einer Ablehnung ein telefonisches Gespräch mit einem Mitglied des Auswahlgremiums zu führen, um Hinweise für einen zweiten Versuch zu erfragen. Nur nicht aufgeben. Das ist der größte Fehler, den man machen kann.
Schon im Beruf? QCG und KOMPASS fördern Weiterbildung für Berufstätige und Selbständige Für Berufstätige, die sich nebenberuflich weiterbilden möchten, hält das Qualifizierungschancengesetz (QCG) großartige Chancen bereit. Und das KOMPASS-Programm, das von der EU aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) finanziert wird, unterstützt seit 2024 die Weiterbildung von Selbständigen. Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht die Förderung von Weiterbildungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zudem kann der Arbeitgeber als Kompensation für den Arbeitsausfall während Ihrer Weiterbildung einen Zuschuss zu den Lohnkosten beantragen. Die Antragstellung ist vergleichsweise einfach und die Förderchancen sind gut - das gilt zumindest bei den Interessent:innen, die eine Weiterbildung bei emcra absolvieren möchten. Rufen Sie uns an - wir unterstützen Sie gerne bei Ihrer Antragstellung. Seit Anfang dieses Jahres besteht mit dem ESF+ - Programm KOMPASS zudem eine attraktive Fördermöglichkeit für Selbstständige. Hier werden Weiterbildungen mit einer Dauer von höchstens 6 Monaten mit bis zu 90 % und maximal 4.500 Euro bezuschusst. Ihre Antragstellung startet hier bei einer der lokalen Kontaktstellen. Wir haben bereits einige “KOMPASS-Teilnehmende” in unseren Weiterbildungen. Also wissen wir auch hier, wie wir Sie unterstützen können. Wenn Sie mehr zum QCG und zu KOMPASS wissen möchten, dann finden Sie detaillierte Informationen in unserem emcra Fördertipp vom 14. April 2024.
Und sonst so? Das Aufstiegsstipendium fördert ein Hochschulstudium von Menschen mit Berufsabschluss und Arbeitserfahrung, die “ihre besondere Leistungsfähigkeit in Ausbildung und Beruf nachgewiesen haben” (z. B. mind. 1,9 in der Abschlussprüfung oder begründete Empfehlung des Betriebes). Bei einem Vollzeitstudium orientiert sich die Förderhöhe am BAföG-Höchstsatz. Dazu gibt es Zuschüsse für Kinder sowie ein Büchergeld. Das Stipendium kann auch in Teilzeit genutzt werden. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bietet zahlreiche Stipendien für Auslandsaufenthalte zu Bildungszwecken. Ob es sich um ein Praktikum, ein Praxissemester, eine Promotion oder einen sonstigen Austausch handelt: In der Stipendiendatenbank lassen sich für diverse Vorhaben passende Programme finden, darunter übrigens auch solche, die nicht direkt vom DAAD finanziert werden. Die Möglichkeiten zur Förderung von Lehr- und Lernmobilitäten für Einzelpersonen im Rahmen von ERASMUS+ sind so zahlreich, dass Sie einen eigenen Fördertipp verdient hätten (der kommt sicher noch). Der klassische ERASMUS-Studierendenaustausch ist sicher am bekanntesten. Aber es gibt so viele weitere Möglichkeiten. Das sind Angebote für:
Ganz individuell ins EU-Ausland geht es mit Discover EU. Hier werden Europareisen von 18-jährigen EU-Bürger:innen gefördert. Es gibt ein 30-Tage gültiges Bahnticket für ganz Europa sowie die Jugendkarte für zahlreiche Rabatte bei Unterkünften, Museen etc. Die Antragstellung ist zweimal im Jahr möglich und die Förderquote ist mit 25 % der Bewerber:innen recht ordentlich (Losverfahren). Die nächste Bewerbungsrunde startet am 02. Oktober 2024. Für Menschen, die ihr Berufsleben bereits abgeschlossen haben, ist die Förderlandschaft noch nicht so üppig. Aber wir sind ziemlich sicher, dass sich das in den kommenden Jahren ändern wird (Stichwort: Fachkräftemangel). Warum sollten Menschen, die bereits eine Rente erhalten, sich nicht weiterhin aktiv in einem Beruf engagieren. Für alle, die das möchten, nicht selten aber auch müssen, weil die Rente nicht ausreicht, werden die Förderungen ebenfalls zunehmen. Ein erstes Indiz dafür ist das neue ESF+ Förderprogramm BELL (Bildung und Engagement ein Leben lang). Dieses Programm adressiert die Zielgruppe 60+. Es gibt sogar eine aktuelle Antragsmöglichkeit: Deadline ist der 31. Oktober 2024.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem persönlichen Stipendienantrag - dazulernen können und sollten wir alle in jedem Alter!
#emcra_Stipendien Welche Art der Bildungsförderung gibt es bei bzw. von emcra? emcra ist selbstverständlich kein Fördermittelgeber - wir sitzen eher auf der anderen Seite des Tisches und helfen insbesondere zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Sozialwirtschaft bei Ihren Fördermittelanträgen. Und für unsere eigene Organisationsentwicklung beantragen wir ebenfalls regelmäßig Förderung. Trotzdem unterstützen wir - im Rahmen unserer Möglichkeiten - immer wieder Menschen oder Organisationen, die sich persönlich oder als Team weiterentwickeln möchten. Hier ein paar aktuelle Beispiele:
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