
Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 17.09.2025

Ob Texterstellung mit ChatGPT, Bildgenerierung mit Midjourney oder Datenanalyse mit spezialisierten Tools – KI ist im Alltag von Organisationen angekommen. Auch im Fundraising und der Fördermittelakquise nutzen immer mehr Menschen diese Technologien, um Zeit zu sparen, ihre Reichweite zu erhöhen oder ihre Kommunikation zu verbessern.
Doch mit der Begeisterung kommen auch Zweifel. Kai Fischer stellt in einem LinkedIn-Beitrag, der in der Förder- und Fundraising-Community einiges an Beachtung gefunden hat, die provokante Frage: „Sägen wir uns mit dem Einsatz von KI gerade den Ast ab, auf dem wir sitzen?“ Gemeint ist die Gefahr, dass wir durch zu starke Automatisierung genau die Werte verlieren, auf denen nachhaltiges Fundraising und erfolgreiche Förderbeziehungen beruhen: Vertrauen, Authentizität und Empathie. Die Diskussion zu dem Beitrag ist interessant. Befürworter betonen, dass KI im Alltag enorme Entlastung bringe und endlich Kapazitäten für das Wesentliche frei mache – etwa für den direkten Kontakt mit Spender:innen oder Förderern. Kritische Stimmen warnen dagegen, dass eine KI, die Massenmails und Texte standardisiert ausspuckt, Organisationen austauschbar macht – wenn alle dieselben Tools nutzen, verschwinden individuelle Stimmen und Geschichten.
Gerade bei standardisierten Verfahren wie Anträgen für Fördermittel arbeitet KI ziemlich formsicher und produziert mit etwas menschlicher Hilfe im Rekordtempo Antragstexte, für die unsere guten alten Gehirne Tage oder Wochen gebraucht hätten. Eine Folge ist, dass merklich mehr Anträge bei den zuständigen Stellen und Förderern eingehen und es (noch) schwieriger wird, mit der eigenen Projektidee herauszustechen. Die “Grundqualität” steigt, es gibt aber nach oben immer noch genügend Luft, um aus dem Schwarm der künstlichen Fundraisingfische positiv herauszustechen. Und das geht nicht ohne “MI” (Menschliche Intelligenz). Das Motto könnte lauten: “KI oder MI – Hauptsache intelligent” (das war übrigens auch der Titel eines Fachbeitrages von unserer Geschäftsführerin Heike Kraack-Tichy in den FUNDStücken vor ca. zwei Jahren).
Unser Tipp: KI bietet Chancen, die man nicht ignorieren sollte. Aber sie verlangt einen bewussten, reflektierten Einsatz. In den folgenden vier Tipps zeigen wir, wie Organisationen KI sinnvoll nutzen können – als Werkzeug, das Prozesse erleichtert, ohne das Fundament des Vertrauens zu gefährden.
KI als Ideen-Booster, nicht als Ersatz
Einer der größten Vorteile von KI ist ihre Fähigkeit, schnell eine Vielzahl an Ideen zu generieren. Texte, Überschriften, Social-Media-Posts oder Spendenaufrufe entstehen in Minuten statt in Stunden. Doch genau hier lauert auch die Gefahr: Wenn Organisationen sich allein auf KI verlassen, klingen ihre Botschaften schnell gleichförmig und beliebig. Genau das ist auch eine Sorge, die in dem eingangs erwähnten LinkedIn-Beitrag geäußert wurde: Was bleibt von unserer eigenen Handschrift, wenn wir uns auf standardisierte Texte verlassen?
Richtig eingesetzt, kann KI aber als kreativer Sparringspartner wirken. Beispielsweise könnten Sie sich zehn Slogans für Ihre Sommerkampagne vorschlagen lassen. Die Vorschläge werden nicht alle perfekt sein, aber sie eröffnen neue Perspektiven und können als Inspiration für die Entwicklung eigner Ideen dienen.
Der Schlüssel liegt darin, KI nicht die letzte Entscheidung zu überlassen. Menschen müssen die Vorschläge prüfen, anpassen und verfeinern. Wer KI als „Ideen-Booster“ versteht, spart Zeit und Energie, ohne Authentizität einzubüßen. Wer sie hingegen als Ersatz nutzt, riskiert, dass die eigene Stimme verstummt.
Personalisierung mit Verantwortung
Fundraising lebt von Beziehungen. Je besser Organisationen die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Unterstützer:innen verstehen, desto erfolgreicher sind sie. KI kann hier enorme Unterstützung leisten: Sie erkennt Muster in Daten, segmentiert Zielgruppen und hilft, Botschaften maßzuschneidern. Statt allen denselben Newsletter zu schicken, kann eine Organisation ihre Botschaften an Einmalspender:innen, Dauerspender:innen oder potenzielle Großspender:innen anpassen.
In diesem Kontext griffen mehrere Kommentar:innen des LinkedIn-Beitrags die kritische Frage auf: Wird Kommunikation, die durch Algorithmen gesteuert wird, nicht manipulativer? Verschwinden Empathie und Menschlichkeit, wenn KI Menschen in Segmente einteilt? Hier gilt: Personalisierung darf niemals Täuschung sein. Transparenz, Datenschutz und eine respektvolle Sprache sind entscheidend. KI sollte dabei helfen, Vertrauen zu vertiefen – nicht, es zu untergraben.
Am besten funktioniert KI, wenn sie für spezifische Zwecke eingesetzt wird und mit Ihnen gemeinsam “lernen” kann. Ein KI-gestütztes CRM-System kann beispielsweise das Spendenverhalten Ihrer Spender:innen analysieren und unterschiedliche Kommunikationsstrategien vorschlagen. Für Dauerspender:innen können exklusive Hintergrundberichte erstellt werden, für Einmalspender:innen Dankesbotschaften mit der Einladung zu einem Folgeengagement und potenzielle Großspender:innen können Einladungen zu persönlichen Gesprächen erhalten.
Denken Sie beim Prompten immer daran, möglichst spezifische Anweisungen für Ton und Textsorte zu geben. Also nicht “Erstelle mir eine Dankesbotschaft für meine Spender:innen” sondern “Erstelle mir eine herzliche Dankesbotschaft [am besten wie in Beispiel xyz] an unsere Einmalspender:innen, die zu Folgeengagement anregen soll”. Um die generierten Texte so personalisiert wie möglich zu erstellen, lohnt es sich immer, der KI vor dem Prompt an sich erstmal ein paar Beispiele vergangener Kommunikationsmaßnahmen zu füttern und anzuweisen, ihre Ergebnisse stilistisch und vom Textumfang her an diese anzupassen. So vermeiden Sie von vornherein, dass Ihre Ergebnisse zu generisch klingen.
Fördermittelrecherche und Antragshilfe mit KI
Die Suche nach passenden Förderprogrammen kostet nicht selten viele Stunden, je tiefer man sich einarbeitet auch Tage. Webseiten durchforsten, Ausschreibungen vergleichen, Förderrichtlinien prüfen – all das bindet wertvolle Ressourcen. KI kann diesen Prozess erheblich beschleunigen. Übernehmen Sie allerdings niemals die KI-Ergebnisse, ohne selbst nochmal zu prüfen. Die Systeme sind zwar seit der Verbreitung von LLMs (large language models) durch ChatGPT schon um einiges “schlauer” geworden, halluzinieren jedoch immer noch regelmäßig Ergebnisse zusammen. Schauen Sie also jedes Förderprogramm, das Ihnen die KI vorschlägt, genau an und prüfen Sie die Aktualität.
Auch bei der Erstellung von Förderanträgen kann KI helfen. Sie liefert Strukturvorschläge, prüft Texte auf Verständlichkeit oder schlägt Formulierungen vor. Diese Strukturierungshilfen ermöglichen es Ihnen, den Fokus mehr als früher auf die inhaltliche Optimierung Ihrer Argumentation und die individuelle Ausgestaltung Ihrer (innovativen) Ideen zu legen.
In diesem Zusammenhang möchten wir eine Warnung aussprechen, die auch im Verlauf der LinkedIn-Diskussion geäußert wurde: Fördermittelgeber erkennen generische Texte sofort. Sie erwarten Anträge, die die Besonderheiten der Organisation herausstellen und authentisch formuliert sind. KI sollte deshalb nicht als „Ghostwriter“ verstanden werden, sondern als Hilfsmittel, das den Prozess erleichtert. Die Verantwortung für Inhalt, Ton und Glaubwürdigkeit bleibt beim Menschen.
KI-Projekte selbst fördern lassen
Während viele Organisationen überlegen, ob und wie sie KI nutzen sollen, gehen andere einen Schritt weiter und beantragen selbst Fördermittel, um KI-Projekte umzusetzen. Hier zeigt sich ein oft übersehener Aspekt: Der Einsatz von KI ist nicht nur ein Werkzeug, zum Thema KI können Sie auch förderfähige Innovationsvorhaben entwickeln, die Ihrer Organisation nachhaltig zu Gute kommen und Ihre Organisationsentwicklung unterstützen. Wir gehen bei emcra seit vielen Jahren selbst so vor (mehr dazu weiter unten bei #emcra_und_KI).
Auch im Nonprofit-Bereich gibt es zahlreiche Programme – von EU-Initiativen bis hin zu Stiftungen, die Projekte mit KI-Komponenten unterstützen (zum Beispiel bei der Körber-Stiftung oder der DSEE - weitere konkrete Förderprogramme können auch beim Civic Coding Innovationsnetz KI nachgelesen werden). Entscheidend ist, dass Organisationen überzeugend darlegen, welchen Mehrwert ihr Projekt bringt, wie Datenschutz und Ethik gewährleistet werden und wie die Nachhaltigkeit nach Ende der Förderung aussieht. In der LinkedIn-Diskussion, die wir als Impuls für diesen Fördertipp aufgegriffen haben, wurde genau dieser Aspekt mehrfach betont: KI kann riskant sein, aber sie bietet auch eine Chance, mit innovativen Projekten Aufmerksamkeit und Unterstützung zu gewinnen.
Vielleicht schauen Sie mal bei der kostenfreien Fördermitteldatenbank des Bundes vorbei. Wenn man heute am 17. September 2025 “Künstliche Intelligenz” als Suchbegriff eingibt, dann listet die Datenbank 65 Treffer auf. Übrigens: In unserem Seminarmodul Förderung für Investitionen & Digitalisierung und Vergaberecht gehen wir u. a. auf die Möglichkeiten zur Förderung digitaler Vorhaben explizit ein.
Wir stehen erst am Anfang der KI-Revolution. Bleiben Sie wachsam und flexibel, aber verlieren Sie bei all der künstlichen Hilfe das Menschliche nicht aus den Augen.
#emcra_und_KI
Die Debatte auf LinkedIn hat es deutlich gemacht: KI polarisiert. Die einen schwärmen von den Chancen, die anderen warnen vor den Risiken. Für Organisationen im Fundraising, in der Fördermittelakquise und im Marketing liegt die Wahrheit wie so oft dazwischen. KI kann Arbeitsprozesse erleichtern, neue Ideen hervorbringen und sogar selbst gefördert werden. Aber sie darf nicht dazu führen, dass Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Empathie auf der Strecke bleiben.
Bei emcra beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit den Herausforderungen der digitalen Transformation und den Veränderungen, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Von 2017 bis 2019 haben wir mit Projektpartnern aus Europa ein Digital Transformation-Tool entwickelt, das Sie kostenfrei nutzen können. KI wird darin als eines von 10 Themen behandelt, die die Welt verändern. Im Rahmen unseres von der EU geförderten Projektes SMARTES SMEs lernen wir gegenwärtig weiter dazu. Unsere Ergebnisse stellen wir kostenfrei allen Organisationen und Unternehmen zur Verfügung. Denn die digitale Transformation ist ein Prozess, der wahrscheinlich niemals beendet sein wird. Die Auswirkungen des digitalen Zeitalters auf Leadership und Organisationsentwicklung haben wir intensiv im Rahmen des Förderprojektes INCLUDE - Inclusive Leadership in the Digital Age analysiert. Hier geht´s zu den Ergebnissen.
Besonders wichtig ist es unserer Meinung nach, im Team über die Nutzung von KI-Tools zu reden und Erfahrungen, Tipps und Tricks auszutauschen. Das Wissen, was wir dabei sammeln, werden wir Ihnen nicht vorenthalten. Wir entwickeln z. B. die Lernmaterialien unserer Weiterbildungen permanent weiter und die sinnvolle Nutzung von KI rückt dabei immer mehr in den Mittelpunkt.
Unser aktuelles Fazit: Die zentrale Herausforderung besteht darin, die Technologie bewusst, reflektiert und menschenzentriert einzusetzen. So wird KI nicht zum Ast, den man sich selbst absägt, sondern zu einer Stütze, die dem Baum dabei hilft, in die gewünschte Richtung weiter zu wachsen.
Haben Sie Interesse oder Fragen zu diesen Angeboten? Bitte kontaktieren Sie uns direkt (030/ 3180 1330) oder per E-Mail an info@emcra.eu. Wir informieren Sie auch gerne über die umfassenden Fördermöglichkeiten, um Ihre Teilnahme an unseren Weiterbildungen zu ermöglichen. Ihre Teilnahme kann bis zu 100 % gefördert werden. Die geförderte Teilnahme ist auch berufsbegleitend möglich, wobei der Arbeitgeber zusätzlich zur Weiterbildungsförderung einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann.