Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 10.06.2025
Die Welt der EU-Fördermittel ist vielfältig und bietet Organisationen unterschiedlichster Art die Chance, ihre Ideen und Projekte auf europäischer Ebene zu realisieren. Insbesondere das Erasmus+ Programm, eines der wichtigsten Förderangebote der EU, ist für grenzüberschreitende Kooperationspartnerschaften konzipiert und interessant für Akteure weit über die Bereiche Bildung, Jugend und Sport hinaus.
Ein zentraler Aspekt für den Erfolg eines EU-Projekts ist die strategische Partnersuche und der Aufbau eines starken Konsortiums. Auch wer nur als Partner mitmachen will, ohne selbst einen Antrag zu stellen, muss sich auf die Suche nach geeigneten Partnern machen. Seit 2014 wurde das Abrechnungswesen bei Erasmus+ Kooperationsprojekten revolutioniert, indem von der detaillierten Nachweispflicht auf ein System verschiedener Förderpauschalen umgestellt wurde, was den bürokratischen Aufwand drastisch reduziert hat. Zu Beginn dieser Förderperiode gab es weitere Anpassungen, die es Ihnen ermöglichen, eine pauschale Förderung in Höhe von 120.000,00, 250.000,00 oder 400.000,00 Euro für Ihr Projekt zu beantragen (wir haben im emcra-Fördertipp darüber berichtet).
Gerade diese erhöhte Freiheit macht die qualitativ hochwertige Projektkonzeption noch wichtiger. Hier spielt die Auswahl der richtigen Partner eine entscheidende Rolle. Ein EU-Projekt ist in der Regel nur in (transnationalen) Konsortien möglich, die Partner stehen bereits bei der Antragstellung feststehen und werden auch für das Ausfüllen einzelner Antragsfelder benötigt. Ein gutes Konsortium ist entscheidend für die Bewertung des Antrags und damit für die Erfolgsaussichten. In diesem Fördertipp beleuchten wir, wie Sie den idealen EU-Projektpartner finden, die Partnersuche strategisch angehen und ein Konsortium aufbauen, das Ihre Chancen auf eine EU-Förderung maximiert. Das sind übrigens alles Anregungen, die sich auch im nationalen Förderkontext als nützlich erweisen.
Unter Tipp:
Gute Kooperationspartner sind entscheidend für den Projekterfolg. Wer sich das bewusst macht, wird spätestens bei der Umsetzung von erfolgreichen Antragsprojekten belohnt. Denn bei der Umsetzung kommt es darauf an, dass alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Organisationen, denen ihr Anteil am Förderbudget wichtiger als ihr Beitrag zum Projekterfolg ist, können viel Sand ins Getriebe bringen.
Was macht eine gute Partnerorganisation aus?
Ein guter Projektpartner sollte über eine Reihe spezifischer Eigenschaften verfügen, die sowohl fachliche Kompetenz als auch zwischenmenschliche Aspekte umfassen. Auch für die Antragstellung gilt es, die richtigen Worte zu finden (dazu aber später mehr). Zunächst muss ein potenzieller Partner laut Ausschreibung in Frage kommen. Was banal klingen mag, kann ein Ablehnungsgrund für ansonsten gut gestellte Anträge sein. Achten Sie daher genau auf die Regularien des jeweiligen Förderprogramms (z. B. für Erasmus Kooperationspartnerschaften). Berücksichtigen Sie: Die EU-Vorgaben können sich von nationalen Regularien unterscheiden.
Darüber hinaus ist eine hohe fachliche Qualität im jeweiligen Aufgabenfeld unerlässlich, um die Projektziele erfolgreich zu erreichen. Hierbei ist EU-Projekterfahrung von großem Vorteil, da dies auf die Fähigkeit hinweist, mit der erhöhten Komplexität europäischer Förderprogramme umzugehen und die spezifischen Anforderungen an die Projektumsetzung zu erfüllen. Gerade potenzielle Projekt-Leadpartner sollten genau begutachtet werden.
Doch nicht nur fachliche Kompetenz zählt: Die Chemie zwischen den Partnern muss stimmen. Eine gute Arbeitsbeziehung, basierend auf Zuverlässigkeit und Flexibilität, ist essentiell für die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Jeder Partner sollte zudem ein klares Rollenverständnis innerhalb des Konsortiums entwickeln, um Überschneidungen zu vermeiden und eine effiziente Aufgabenverteilung zu gewährleisten. Motivation ist ein weiterer kritischer Faktor, da engagierte Partner die Projektentwicklung und -umsetzung vorantreiben. Hierbei ist die inhaltliche Nähe bzw. die inhaltliche Überschneidung zwischen Projektziel und strategischer Ausrichtung der Organisation ein guter erster Gradmesser.
Schließlich müssen die Partner über die notwendigen Ressourcen und Kapazitäten verfügen, um ihre zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen und zum Gesamterfolg des Projekts beizutragen. Dies beinhaltet sowohl personelle als auch finanzielle Kapazitäten. Es ist ratsam, Rechte und Pflichten vertraglich festzulegen, auch für Eventualitäten wie den Ausfall eines Partners oder Fragen des geistigen Eigentums, wie es beispielsweise bei Horizont Europa der Fall ist. Ein sorgfältig zusammengestelltes Partnerkonsortium bildet das Fundament für ein erfolgreiches EU-Projekt.
Im eigenen Umfeld suchen – das Zwiebelprinzip
Die strategische Partnersuche für EU-Projekte kann systematisch mithilfe des „Zwiebelprinzips“ angegangen werden, das eine schrittweise Erweiterung des Suchradius vorsieht. Der erste und oft erfolgreichste Schritt ist die organisationsinterne Suche bzw. die Suche im näheren Umfeld. Beginnen Sie dabei mit bestehenden Partnerschaften und fragen Sie Mitarbeiter:innen oder Personen Ihres engsten beruflichen Netzwerkes nach persönlichen Kontakten zu Fachkolleg:innen aus dem Ausland oder früheren internationalen Kooperationspartnern. Es lohnt sich oft, ehemalige Partnerschaften zu reaktivieren. Meistens führt die Suche nach zuverlässigen Partnern im nahen und erweiterten Umfeld zu ersten Erfolgen.
Erst danach sollte die externe Suche begonnen werden. Hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Am besten wählen Sie aus, was Ihnen am einfachsten und zielführendsten erscheint.
Konzentrieren Sie sich z. B. zuerst auf etablierte Strukturen und Organisationen. Dazu gehören regionale Netzwerke, nationale Verbands- und Verwaltungsstrukturen oder Dachverbände. Auch Handelskammern in den Zielländern sowie Ländervertretungen und nationale Vertretungen in Brüssel sind gute Anlaufstellen für die Partnersuche. Auf europäischer Ebene können europäische Verbände in Brüssel wichtige Kontakte vermitteln.
Darüber hinaus können Sie spezifischere Kanäle nutzen, also z. B. die Beratungs- und Vergabestrukturen, die für das von Ihnen ins Auge gefasste EU-Förderprogramm verantwortlich sind. Das sind insbesondere die Nationalen Agenturen, nationale Kontaktstellen (z. B. für CERV) oder die Exekutivagenturen in Brüssel. Sehr zu empfehlen ist die Teilnahme an Informationstagen und Kontaktseminaren, die regelmäßig von diesen Organisationen ausgerichtet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von beruflichen sozialen Online-Netzwerken wie LinkedIn, wo thematische Gruppen wie die EU Project Partner Search Gruppe mit über 47.000 Mitgliedern eine große Anzahl potenzieller Kontakte bieten.
Hilfreiche Datenbanken und Angebote der EU
Eine weitere effektive Methode bei der strategischen Partnersuche für EU-Projekte ist das systematische Durchforsten verschiedener Datenbanken und Online-Portale. Zunächst vorweg: Es gibt keine allgemeine europäische Partnersuchdatenbank, in der Sie programmübergreifend nach potenziellen Projektpartnern recherchieren können. Vielmehr erfolgt die gezielte Partnersuche auf Grundlage des jeweiligen Förderprogramms. Das Prinzip ist hier meist die Suche nach geförderten Projekten, um dann nach potenziellen Partnern in den Konsortien zu suchen:
Neben diesen projektspezifischen Datenbanken gibt es weitere gute Instrumente:
Diese Datenbanken ermöglichen es nicht nur, passende Partner zu finden, sondern auch, sich von bereits erfolgreichen Projekten inspirieren zu lassen und die Landschaft der EU-Förderung besser zu verstehen.
Mit einem gutem Konsortium zum Antragserfolg
Der Aufbau eines sinnvollen Konsortiums ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines EU-Projektantrags und hat direkte Auswirkungen auf die Punktzahl in der Antragsbewertung. Die Gutachter:innen legen großen Wert darauf, dass die Partner über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um das Projekt erfolgreich durchzuführen. Dabei ist es nicht nur die Summe der einzelnen Expertisen, sondern die strategische Zusammensetzung des Konsortiums als Ganzes, die zählt. Die entscheidende Frage ist: Verfügt das Konsortium als Ganzes über alle notwendigen Kompetenzen für den Projekterfolg und die nachhaltige Erreichung der Zielgruppe?
Ein gut aufgebautes Konsortium zeichnet sich durch Diversität von Organisationsformen aus, je nach Projektinhalt. Eine "gute Mischung" kann bedeuten, dass verschiedene Arten von Organisationen (z. B. Universitäten, KMU, NGOs, öffentliche Einrichtungen) zusammenarbeiten, um ein breites Spektrum an Fachwissen und Perspektiven abzudecken. Ebenso ein Plus ist eine geografische Streuung, die beispielsweise eine europäische Nord-Süd- oder Ost-West-Integration abbildet. Die Kombination großer und kleiner Nationen kann ebenfalls von Vorteil sein, um unterschiedliche Erfahrungen und Zugänge zu nutzen. Das Konsortium sollte zudem transparent begründen, ob es sich auf viel Erfahrung und Kompetenz stützt – ein Argument für den Projekterfolg – oder ob es den Kompetenz-Aufbau bei einzelnen Partnern anstrebt, was eine Chance zum Lernen und zur Entgegenwirkung europäischer Ungleichheiten darstellen kann. Es wird kaum möglich sein, alle diese Punkte zu berücksichtigen, aber behalten Sie im Kopf: Jeder Partner bringt einen Mehrwert zum Projekt - identifizieren Sie ihn und argumentieren Sie clever!
Die Einbindung der Partner in die EU-Projektentwicklung sollte frühzeitig erfolgen, idealerweise schon nach der Stakeholder-Analyse oder spätestens nach der Erstellung des LogFrames (mehr zur Bedeutung des LogFrames finden Sie hier) bzw. der Projektbeschreibung. Dies stellt sicher, dass ein gemeinsames Projekt entsteht und Inhalte, Ziele sowie Aufgabenverteilung bei der Antragstellung bereits geklärt sind. Das Prinzip "shared ownership" sollte berücksichtigt werden, um die Motivation und das Engagement aller Partner zu fördern.
Wichtig ist, den Austausch und Informationsfluss mit den Partnern zu sichern, beispielsweise durch persönliche Begegnungen oder Onlinekommunikation. Auch das frühzeitige Besprechen des Budgets und das Setzen interner Deadlines sind entscheidend. Nehmen Sie die Partnerschaft möglichst früh ernst und investieren Sie in die Beziehungspflege, um sich in der Kommunikation einzuspielen. Damit können Sie später besser mit Herausforderungen wie mangelndes Engagement oder verspätete Rückmeldungen umgehen.
Vermeiden Sie "Massenantragsteller", also Organisationen, deren Geschäftsmodell zu einseitig darauf ausgerichtet ist, sich an EU-Konsortien zu beteiligen. Wenn Sie mit Organisationen zusammenarbeiten, die eine Vielzahl von EU-Projekten umsetzen, dann ist es umso wichtiger zu klären, über welche Kompetenzen die für Ihr Projekt vorgesehenen Mitarbeiter:innen verfügen.
Ein überzeugendes Konsortium, das die genannten Kriterien erfüllt und partnerschaftlich zusammenarbeitet, steigert die Erfolgsaussichten im Förderwettbewerb erheblich.
Mit den richtigen Partnern geht alles leichter. Viel Erfolg bei der Suche!
#emcra_Kooperationspartner
Was uns bei emcra immer wieder begeistert, sind Partnerschaften, die sich im Laufe der Jahre entwickeln. Inzwischen arbeiten wir europaweit mit einer Vielzahl von Organisationen zusammen: gemeinnützig, privatwirtschaftlich, groß, klein, alte Weggefährt:innen und neue, frische Netzwerke. Und ja – genau diese Mischung macht es für uns aus.
Die besten Partnerschaften entstehen oft nicht am runden Konferenztisch, sondern beim gemeinsamen Tun: beim Entwickeln eines EU-Projektantrags um Mitternacht, beim Debrief nach einem gelungenen Training oder beim spontanen Brainstorming am Rande einer Konferenz.
Viele unserer aktuellen Partner - ob aus Europa oder aus Deutschland - begleiten uns schon lange: In unserem vor kurzem gestarteten ESF-Projekt Die inklusive Organisation der Zukunft, das wir gemeinsam mit FAIR SHARE umsetzen, betreuen wir mutige zivilgesellschaftliche Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Gleichstellung und Chancengerechtigkeit. Gemeinsam mit uns betreten diese Organisationen Neuland in Sachen Leadership und Organisationsentwicklung. Mit einigen dieser Organisationen wie MitOst verbindet uns eine über 20jährige Geschichte. Darauf sind wir stolz.
Genauso freuen wir uns, dass wir regelmäßig neue Partner an Bord holen — aktuell etwa im Bereich Digitalisierung, Zukunft der Weiterbildung oder internationale Projektkooperationen.
Dabei glauben wir fest daran: Eine starke Partnerschaft basiert nicht nur auf Vertragsunterschriften, sondern auf Vertrauen, Augenhöhe und echtem gemeinsamen Lernen. Wir investieren Zeit, Energie und viel Dialog in den Aufbau und die Pflege dieser Partnerschaften. Und das lohnt sich: Hat man einmal gut zusammengefunden, ist die nächste Partnerschaft oft nicht weit weg.
Natürlich klappt es nicht mit jedem potenziellen Partner — und das ist auch gut so. Wir suchen gezielt nach Menschen und Organisationen, die unsere Werte teilen: Offenheit, Neugier, Verlässlichkeit und der Wunsch, gemeinsam wirklich etwas zu bewegen.
Unser Fazit nach vielen Jahren Projektpraxis: Ohne starke Partnerschaften wäre emcra nicht, was es heute ist. Und die spannendsten Projekte liegen sicher noch vor uns.
Eine hervorragende Möglichkeit zum kostenfreien Austausch, Kennenlernen und zum Schmieden neuer Partnerschaften bietet übrigens unsere Open Space Konferenz am 17. und 18. Juni in Berlin (weitere Informationen und Anmeldung hier)!