emcra EU-Fördertipp

Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 29.03.2023

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Fördermittel in Krisen- und Katastrophenphasen nutzen:

Corona-Pandemie, Fluchtbewegungen, Ahrtal, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine – in den vergangenen Jahren sind krisenhafte Ereignisse und Katastrophen zu unserem ständigen Begleiter geworden. Krisen und Katastrophen ereignen sich vermehrt auch bei uns. Sie sind kein Phänomen, das wir aus weiter geographischer Entfernung irgendwo in fernen Ecken auf unserer Welt beobachten können.

Was müssen Fundraising- und Fördermittel-Expert:innen wissen, wenn sie mit Hilfe von Fördermitteln helfen möchten? Wie reagieren öffentliche, aber auch private Geldgeber auf den verschiedenen Ebenen – regional, Bund, EU, weltweit – auf katastrophale Entwicklungen? Das sind wichtige Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen, um für den Tag X gut gerüstet zu sein.

Im Bereich Förderung lassen sich Muster identifizieren. Politik und Gesellschaft reagieren nicht immer gleich, aber grob können wir wichtige Reaktionsphasen unterscheiden. Diejenigen, die diese Phasen kennen und wissen, was jeweils zu tun ist, sind handlungsfähig, wenn es darauf ankommt. Wer sich auskennt, den wird es auch nicht weiter verwundern, dass bei Krisen als erstes die mehr oder weniger organisierte Zivilgesellschaft hilft – wie z. B. im vergangenen Jahr, als beispielsweise an den Berliner Bahnhöfen zuerst die privaten Helfer:innen erste wichtige Unterstützung für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine leisteten.

 

Unser Tipp:

Wir können grob vier Förderphasen bei Katastrophen und Krisen unterscheiden. Für Fundraiser:innen bedeutet dies je nach Phase unterschiedliche Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Die Phasen lassen sich nicht exakt trennen, in der Praxis überlappen sie sich. Zu Beginn gibt es die akute Reaktionsphase. Darauf folgt eine Konsolidierungsphase, die dann zur Verstetigungsphase überleitet. Am Ende steht eine Evaluationsphase, in der entschieden wird, ob Förderung weiter bestehen soll oder beendet werden kann bzw. sollte. 

Was das genau für Ihre Organisation bedeutet und mit Hilfe welcher Tools Sie sich gut darauf vorbereiten können, stellen wir Ihnen im Detail in den folgenden Tipps vor.

 

Akutphase - jetzt muss es schnell gehen

In dieser Phase, die direkt nachdem eine Katastrophe oder Krise eingetreten ist, beginnt, spielt öffentliche Förderung (noch) eine untergeordnete Rolle. Staatliche Akteure aktivieren je nach Herausforderung zwar so schnell wie möglich ihre existierenden Kriseninterventionsmechanismen, z. B. wird der THW bei Hochwasser aktiv und das öffentliche Gesundheitssystem leistet erste Hilfe in einer Pandemie-Situation. Öffentliche Mittel für Antragsteller:innen stehen in der Regel aber noch nicht zur Verfügung.

In der Akutphase sollte der erste Blick daher in Richtung große Stiftungen bzw. Soziallotterien gehen. Es war z. B. die Aktion Mensch, die bereits im März 2022 kurz nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine eine für viele sozial- bzw. zivilgesellschaftliche Strukturen interessante Sonderförderung startete. Wer sich in dieser Situation mit den Fördermodalitäten von Aktion Mensch auskannte, war als Antragsteller:in klar im Vorteil. Ebenfalls sehr wichtig sind große Spendensammelstellen wie „Aktion Deutschland Hilft“, „Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ oder das „Bündnis Entwicklung Hilft“ mit ihren jeweils angeschlossenen Hilfsorganisationen.

Besonders relevant in der Akutphase ist eine gute Vernetzung mit wichtigen Förderakteuren und Wissensträgern. Wer die entsprechenden Kanäle z. B. in die Ministerien, Stiftungen oder Hilfsorganisationen hat oder ein breites Netzwerk an Know-how-Trägern pflegt, erfährt zuerst, welche finanziellen Unterstützungsstrukturen in der Akutphase bereits aufgebaut wurden bzw. gerade im Entstehen sind.

Im Verlauf der Akutphase wandelt sich das Bild und am Ende dieser Phase findet man zumeist ein sehr breites Spektrum an öffentlicher Förderung. Da die jeweiligen politischen Ebenen unter erheblichem zeitlichen, aber auch öffentlichen Druck agieren müssen, sind diese Förderangebote in der Regel nicht ausreichend aufeinander abgestimmt. Für den Fördermittel-Laien ergibt sich dann häufig eine nur schwer zu überblickende Vielzahl an Förderangeboten. Es kommt vor, dass Bund und Länder in dieser Phase fast exakt gleiche Förderangebote schaffen. Besonders offensichtlich war dies kurz nach Beginn der Corona-Pandemie im Bereich der Soforthilfen für notleidende KMU.


Konsolidierungsphase - das Fördersystem reagiert

In dieser Phase beginnen die verschiedenen politischen Ebenen damit, ihre Förderangebote aufeinander abzustimmen und Förder-Doppelstrukturen abzuschaffen. Einige Förderangebote aus der Akutphase verschwinden jetzt wieder und es kristallisieren sich je nach Krise wichtige Hauptfördermittelgeber heraus. 

Wer sich im Fördersystem gut auskennt, ist eindeutig im Vorteil, denn die Reaktionsmuster des politischen Systems laufen in der Regel nach einem sehr ähnlichen Muster ab.

Eine wichtige Entwicklung in jeder Konsolidierungsphase ist, dass die neuen Förderziele, also z. B. die Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine, in die Förderkategorien von bereits bestehenden öffentlichen Förderprogrammen aufgenommen werden. Daraus ergibt sich oft ein beträchtlicher Reallokationseffekt, der jedoch an denjenigen, die diese naheliegenden, aber öffentlich wenig sichtbaren Anpassungen des Fördersystems nicht kennen, vorbeigeht. 

Die europäische Ebene reagiert beispielsweise in der Regel auf Krisen und Katastrophen immer zuerst mit der Anpassung und Erweiterung ihrer bestehenden Fördersystematik. Programme wie Erasmus+ etc. werden dann um neue Fördertatbestände ergänzt. Nur selten werden von der EU dagegen neue Förderprogramme geschaffen. Der größte Teil der EU-Förderung während der Flüchtlingsbewegungen der Jahre 2015 und 2016 wurde durch die Erweiterung bereits bekannter Förderprogramme ermöglicht. Das gleiche ist als Reaktion auf den Überfall Russlands in der Ukraine geschehen.


Verstetigungsphase - jetzt zahlt sich strategische Planung aus

Die akute Krise ist zwar noch nicht bewältigt, aber die ersten Hilfsprojekte aus der Konsolidierungsphase sind umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht. Ein guter Indikator, dass die Verstetigungsphase begonnen hat, ist die Tatsache, dass die Krise von den Medien nicht mehr so in den Mittelpunkt der Berichterstattung gestellt wird. 

Der Fokus der Förderangebote verändert sich jetzt von der direkten Nothilfe hin zu mittel- und langfristig angelegten Förderangeboten. Wer bereits frühzeitig erste Ideen zur langfristigen Unterstützung spezifischer, besonders relevanter Zielgruppen konzipiert, wird in dieser Phase als erstes von diesem erweiterten Förderangebot profitieren können. Man musste nicht viel Phantasie entwickeln, um zu erkennen, dass die Flucht vieler Kinder und Frauen aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine zu neuen Förderangeboten im Verlauf der Jahre 2022 und 2023 geführt haben bzw. weiter führen werden. 

Organisationen, die frühzeitig die Bedarfe, die sich mittelfristig aus einer Krisensituation ergeben, antizipieren, sind die ersten, die in der Verstetigungsphase profitieren.

Wenn es in Folge einer Krise zu „großen Würfen“, also z. B. umfangreichen neuen Förderprogrammen kommt, dann geschieht dies in der Regel in der Verstetigungsphase. Ein gutes Beispiel ist das mit 750 Mrd. Euro ausgestattete europäische Pandemie-Förderpaket „Next Generation EU“. Die politischen Diskussionen über dieses Förderpaket starteten zwar schon sehr schnell nach Beginn der Pandemie im ersten Halbjahr 2020, die eigentliche Wirkung entfalten diese Fördermittel allerdings erst jetzt bzw. in den kommenden Jahren.

Evaluationsphase - langfristig wirksam bleiben

In der Evaluationsphase stehen die folgenden Fragen im Mittelpunkt: Sollten einzelne im Zuge der Krise geschaffene Förderinstrumente verstetigt werden? Welche Förderung ist nicht mehr nötig und sollte eingestellt werden? Nicht nur für Hilfsorganisationen und für sozialwirtschaftliche Akteure ergibt sich in dieser Phase eine Herausforderung, die in der Natur unseres Fördersystems liegt. Die mit Abstand beliebteste Förderung bei politischen Entscheidungsträger:innen ist die Projektförderung. Institutionelle Förderung oder die Schaffung neuer Förderansprüche z. B. im Rahmen der deutschen Sozialgesetzgebung haben dagegen langfristige Haushaltsauswirkungen, so dass sie politisch viel schwerer durchsetzbar sind. Die Politik verliert damit zudem finanziellen Spielraum, den sie in der nächsten Krise wieder benötigt.

Das Wichtigste für alle Akteure, die Fundraising und Förderung zur Katastrophen-Hilfe nutzen, ist, dass sie frühzeitig und vor Beginn der Evaluationsphase eine Strategie zur Verstetigung der aufgebauten Unterstützungsstrukturen entwickeln, wenn diese aus ihrer Sicht mittel- bis langfristig notwendig sind. Das ist nur mit Projektfördermitteln schwer umsetzbar. Sie müssen dafür die Akquisition öffentlicher Fördermittel und das klassische Fundraising z. B. durch Spenden in einer gemeinsamen und sich ergänzenden Strategie zusammenführen. Auch für diesen Strategieprozess gibt es manchmal sogar öffentliche Unterstützung. Wir bei emcra haben einen solchen Prozess bei den Houses of Resources (https://house-of-resources.de/), die im Zuge der Fluchtbewegungen vor sechs Jahren geschaffen wurden, begleiten dürfen. Davon profitieren jetzt sicherlich die Geflüchteten aus der Ukraine, die dieses gewachsene Unterstützungssystem aktuell in ganz Deutschland nutzen können.

Wie Sie öffentliche Förderung strategisch möglichst effektiv mit klassischen Fundraising-Instrumenten verzahnen, stellen wir Ihnen in unserer zertifizierten emcra Weiterbildung zur Fundraising Manager:in vor.


Besser vorbereitet sein - wie geht das?

Eines der wichtigen Themen, die im Alltagsgeschäft regelmäßig zu kurz kommen, ist ein systematisches Risiko- und Chancenmanagement. Das liegt auch daran, dass der Fokus dabei viel zu einseitig auf das Risikomanagement gelegt wird und viele Menschen sich damit schwer tun, herausfordernde Themen gezielt anzugehen.

Sobald man sich aber gleichzeitig mit Chancen und mit Risiken beschäftigt, wird daraus eine ganz andere und mit sehr positiven Erlebnissen verbundene Aufgabe. Sie können dabei zwei Fliegen mit einer Klappe erwischen. Zuerst einmal arbeiten Sie daran, Ihre Organisation besser auf Krisen bzw. Herausforderungen vorzubereiten. Wie notwendig das ist, muss nach einigen Jahren Pandemie mit anschließendem Krieg in der Ukraine und allen dadurch entstandenen neuen Herausforderungen (Stichwort: Energiekrise) nicht mehr begründet werden.

Dazu kommt die aktive Vorbereitung darauf, wie Sie als Organisation in Zukunft z. B. die in diesem Fördertipp skizzierten vier Förderphasen bei Katastrophen und Krisen besser zum Vorteil für Ihre Arbeit nutzen können. Das ist nur eine der vielen Chancen, die Sie entdecken können, wenn Sie aktiv Risiko- und Chancenmanagement betreiben.

Wir stellen Ihnen dafür gerne hochwertige Materialien kostenfrei zur Verfügung, die wir in einem europäischen Expert:innenteam erstellt haben. Insbesondere empfehlen wir die folgenden sehr praxisnah verfassten Handbücher:

- für NGOs etc. ist der Guide on Business Resilience for NGOs (in englischer Sprache) zu empfehlen;

- für Organisationen und für Unternehmen empfehlen wir das Handbuch Unternehmens-Resilienz, das Sie zusammen mit weiteren unterstützenden Arbeitsdokumenten hier herunterladen können.

 

Wir wünschen Ihnen, dass Sie und Ihre Organisation in der nächsten Krise möglichst schnell und souverän reagieren können!


#emcra_soll_noch_robuster_werden

Auch an uns gehen die Krisen der vergangenen Jahre nicht spurlos vorbei. Zu Beginn der Corona Krise mussten wir innerhalb kürzester Zeit alle unsere Angebote auf 100 % Online umstellen. Drei Jahre später ist aus emcra ein 100%iger Online-Betrieb geworden - ganz einfach, weil unsere Kund:innen das so wünschen. 

Jede Krisensituation führt nach unserer Erfahrung dazu, dass Organisationen und Unternehmen ihre Weiterbildungsinvestitionen zuerst einmal sehr stark nach unten fahren. Das Gleiche gilt für den Staat und dessen Weiterbildungsförderung. Fast reflexhaft wird überall auf die Stopptaste gedrückt. Man weiß ja nicht, wie es jetzt weitergeht. Das ist psychologisch nachvollziehbar, allerdings ökonomisch und strategisch fragwürdig. 

Ein Nebeneffekt ist, dass u. a. einige Anbieter von Weiterbildungen ins Straucheln geraten, vor allem die, die in besseren Zeiten kein finanzielles Polster aufgebaut haben bzw. die zu sehr von einem Geschäftsbereich abhängig sind. Wir bei emcra konnten die Krisen der vergangenen Jahre auch darum überleben, weil wir u. a. genügend Reserven hatten. Sich aktiv auf unerwartete Ereignisse vorzubereiten, ist zu einer permanenten Aufgabe bei uns geworden.    

Wir arbeiten in diesem Jahr insbesondere daran, unser Geschäftsmodell robuster zu gestalten. Das Ziel ist, die nächste Krise noch souveräner zu überstehen als die aktuelle. Neben den Krisen, die unsere Tagespolitik beherrschen, gibt es viel zu bedenken: Fachkräfte finden und der richtige Umgang mit den Herausforderungen bzw. den Chancen der digitalen Transformation sind nur zwei der brennenden Themen, die zur Zeit auf der Agenda fast aller Organisationen und Unternehmen stehen. 

Wir orientieren uns u. a. an den Erkenntnissen, die wir im Rahmen unseres INCLUDE Projektes gewonnen haben. Dort heißt es: “In Zeiten schnellen Wandels ist die Optimierung des Bewährten häufig nicht genug. Für viele Organisationen wird deren mittel- und langfristige Existenz nur durch die Überwindung ihres bisherigen Systems bzw. Geschäftsmodells möglich sein” (INCLUDE Praxishandbuch, S. 437). Dem ist nichts hinzuzufügen.



Haben Sie Interesse oder Fragen zu diesen Angeboten? Bitte kontaktieren Sie uns direkt (030/ 3180 1330) oder per E-Mail an info@emcra.eu. Wir informieren Sie auch gerne über die umfassenden Fördermöglichkeiten, um Ihre Teilnahme zu ermöglichen. Ihre Teilnahme kann bis zu 100 % gefördert werden. Die geförderte Teilnahme ist auch berufsbegleitend möglich, wobei der Arbeitgeber zusätzlich zur Weiterbildungsförderung einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann.

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