Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 01.02.2023
Erasmus+ ist eines der wichtigsten Förderangebote der EU und interessant für Organisationen weit über die Bereiche Bildung, Jugend und Sport hinaus. Ein großer Anteil der Erasmus+ Förderung geht in sogenannte “Kooperationspartnerschaften”, also grenzüberschreitende Projekte mit mindestens drei Partnerorganisationen aus drei EU-Ländern.
Bei den Erasmus-Partnerschaftsprojekten hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Bereits 2014, zu Beginn der vergangenen Förderperiode, wurde das gesamte Abrechnungswesen revolutioniert. Statt jeden Eurocent einzeln nachweisen zu müssen, wurde auf ein System aus verschiedenen Förderpauschalen umgestellt. Das war eine enorme Arbeitserleichterung vor allem für das Finanzmanagement von Erasmus-Projekten.
Ein Beispiel aus der Praxis: emcra führt seit vielen Jahren selbst Erasmus-Projekte durch. Für eine umfassende EU-Finanzprüfung im Jahr bevor auf Pauschalen umgestellt wurde, mussten wir noch 27 prall gefüllte Ordner mit Belegen und Nachweisen einreichen. Ein enormer administrativer Aufwand für uns und für die EU, denn am Ende wurden nur etwas mehr als 100 Euro von fast 300.000 Euro Förderung nicht anerkannt. Durch die Umstellung auf das Pauschalsystem wurde dieser bürokratische Aufwand drastisch reduziert. Jetzt reichen in etwa drei Ordner aus, um alle Nachweise für ein ähnlich dimensioniertes Projekt prüfungssicher im Schrank zu deponieren.
Im vergangenen Jahr wurde das Pauschalsystem erneut verändert - mit wichtigen Auswirkungen für alle Interessierten. Darüber möchten wir Sie in diesem Fördertipp informieren.
Wer Interesse an noch mehr Insiderinfos zu Erasmus+ hat, ist herzlich eingeladen, kostenfrei an unserem nächsten emcra Online-Vernetzungstreffen am 13. Februar um 16.00 Uhr teilzunehmen. Sie treffen dort unsere emcra-Alumni und können sich mit spannenden Personen vernetzen. Natürlich berichtet unser emcra-Team wieder sehr gerne von unseren eigenen Projekterfahrungen.
Unser Tipp:
Erasmus+ Kooperationsprojekte stellen für alle, die den nächsten Schritt in Richtung europäische Zusammenarbeit machen und sich auch jenseits der deutschen Grenzen etablieren möchten, eine gute Chance dar. Was sich dabei geändert hat, erfahren Sie in den folgenden Tipps.
Die nächste Revolution? Es geht noch pauschaler.
Die seit 2014 existierenden Pauschalen in einem Erasmus+ Kooperationsprojekt, z. B. für Projektreisen, Arbeitstage oder Teilnehmende an Veranstaltungen, wurden im vergangenen Jahr wieder abgeschafft.
Übrig geblieben sind drei Pauschalsummen für Ihr gesamtes Projekt. Sie können sich jetzt entscheiden, ob Sie eine Förderung in Höhe von 120.000,00, 250,000,00 oder 400.000,00 Euro für Ihr Projekt beantragen möchten.
Bei der Auswahl der Fördersumme ist in erster Linie entscheidend, wie umfangreich Ihr Vorhaben sein wird. Zusätzlich lohnt ein Blick in die Bewilligungspraxis als erste Orientierung.
Hier als Beispiel die geförderten Projekte in Deutschland im Bereich Berufsbildung im Jahr 2022: Von insgesamt 36 geförderten Kooperationsprojekten haben nur drei Projekte ein Budget in Höhe von 120.000,00 Euro. Die meisten Projekte wurden mit 250.000,00 Euro gefördert, insgesamt 21. Der Rest, also 12 Förderungen, erhält die Höchstsumme von 400.000,00.
Was lernen wir daraus? 120.000,00 Euro sind in der Regel nicht ausreichend für ein Erasmus+ Kooperationsprojekt. Sie sollten sich gut überlegen, ob sich der Antragsaufwand dafür lohnt. 400.000,00 Euro bekommen Projektanträge, die im Hinblick auf den Innovationsgehalt und die Anforderungen an die Ergebnisse deutlich anspruchsvoller sind. Bei dieser Fördersumme sollten Sie sicher sein, dass Ihr Projekt einer strengeren Prüfung standhält. Wenn dies zutrifft, steht einem Antrag in dieser Höhe jedoch nichts im Wege. Mit einem seriösen und inhaltlich wie handwerklich sauber formulierten Antrag für 250.000,00 Euro können Sie in jedem Fall nicht sehr viel falsch machen.
Wer den LogFrame kennt, ist klar im Vorteil.
Es galt schon immer: Wer den LogFrame kennt, ist klar im Vorteil. Mit der erneuten Änderung der Antragsverfahren bei Erasmus+ Kooperationsprojekten gilt das für diesen Förderbereich jetzt noch mehr als zuvor. Statt wie bisher planen Sie keine Projektprodukte als zentrale Ergebnisse Ihres Projektes, sondern Sie müssen detaillierte Arbeitspakete entwickeln, die zusammen einen wichtigen Beitrag zu Ihrem Projektziel beitragen.
Diese veränderte Antragslogik folgt ganz eindeutig dem sog. Logical Framework Ansatz (kurz: LogFrame), wie wir ihn bei emcra bereits seit 2005 in unserer Weiterbildung für zertifizierte EU-Fundrasier:innen vermitteln. Wer diesen Projektentwicklungsansatz kennt, wird sich schnell in den neuen Antragsformularen von Erasmus+ Kooperationsprojekten zurechtfinden.
Grundsätzlich gilt: Der LogFrame versetzt Sie in die Lage, ein komplexes öffentlich gefördertes Projekt so zu konzipieren, dass Ihnen das Ausfüllen Ihres Antragsformulars nicht nur bei Erasmus+ Kooperationsprojekten sehr viel leichter von der Hand geht. Ebenso wichtig: Ihre Förderchancen sind erfahrungsgemäß viel besser.
Einen ersten Einblick in die LogFrame Logik bei Erasmus+ Kooperationsprojekten finden Sie im Handbook on the lump sum funding model (insb. Seite 20f.). Für unerfahrene EU-Antragsteller:innen sind diese Informationen in der Regel nicht ausreichend. Sie sollten sich in diesem Fall ausführlicher mit dem LogFrame-Ansatz beschäftigen, bevor Sie Ihr Projekt konzipieren.
Denn sie wissen nicht, was sie tun …
James Dean wusste in dem berühmten Film nicht, was er tat. Das soll Ihnen nicht auch so ergehen. Mit der Abschaffung der bisherigen Einzelpauschalen sind für viele Antragsteller:innen die finanziellen Leitplanken “weggebrochen”, an denen sie sich in den vergangenen Jahren bei der Budgetplanung eines Kooperationsprojektes entlanghangeln konnten.
Dieser Fakt ist im Grunde sehr positiv, denn Sie haben nun viel größere Freiheiten bei der Konzipierung Ihres Projektes. Zuvor war man als Antragssteller:in immer wieder gezwungen, die eigenen Ideen an das rigide Schema der einzelnen förderfähigen Pauschalen anzupassen, selbst wenn das nicht 100% zum angestrebten Projektziel passte.
Professionelle Antragssteller:innen, die sich mit dem LogFrame auskennen, werden diese neue Freiheit bei der Projektentwicklung sehr begrüßen. Versuchen Sie es einmal so: Bevor Sie sich mit den neuen Antragsfragen beschäftigen, konzipieren Sie Ihr Erasmus+ Projekt so, wie es aus Ihrer Sicht für die Erreichung Ihres angestrebten Projektzieles optimal wäre. Erst danach beschäftigen Sie sich im Detail mit den neuen administrativen Vorgaben.
Noch ein wichtiger Hinweis: Die bis 2021 gültigen Einzelpauschalen bieten - auch wenn sie offiziell abgeschafft wurden - immer noch eine gute Kalkulationsgrundlage für die Verteilung des Projektbudgets innerhalb Ihres Konsortiums. Sie können diese Pauschalen weiter zur Orientierung nutzen, müssen sich aber nicht mehr sklavisch daran halten.
Wir möchten für Sie auch einige Warnschilder auf Ihrem Antragsweg aufstellen. Seien Sie vorsichtig bzw. umsichtig bei folgenden Sachverhalten:
- Deutsche Leadpartner sind in Europa heiß begehrt, insbesondere weil in Deutschland insgesamt ein höheres Erasmus+ Förderbudget zur Verfügung steht als in vielen kleineren EU-Mitgliedstaaten. Deshalb wird deutschen Organisationen bisweilen von ihnen bisher unbekannten Personen oder Organisationen aus anderen Ländern angeboten, vorformulierte Anträge als Leadpartner ohne großen Eigenaufwand einfach zu übernehmen. Spielen Sie dieses Spiel nicht mit. Wir könnten ein ganzes Buch mit Argumenten füllen, die unsere Einschätzung untermauern. Das sprengt den Rahmen dieses Fördertipps. Wer mehr wissen möchte, kann uns dazu gerne beim nächsten emcra Online-Vernetzungstreffen am 13. Februar um 16.00 Uhr eine Frage stellen.
- Massenantragsteller sind out. Sie waren es eigentlich schon immer, denn welche Projektqualität ist von Organisationen zu erwarten, die 10 oder mehr Anträge bei einer Antragsrunde einreichen und diese Projekte dann häufig von unerfahrenen Projektmanager:innen umsetzen lassen, damit bei ihnen die Kasse stimmt. Fragen Sie also nach, wie viele Anträge Ihr potenzieller Leadpartner einreichen möchte und wenn Ihnen diese Zahl zu hoch vorkommt, dann kalkulieren Sie die Erfolgsaussichten eher kritisch.
- Stichwort Doppelanträge: Die EU wird immer besser darin, wort- bzw. inhaltsgleiche Anträge, die z. B. in verschiedenen EU-Staaten parallel eingereicht werden, herauszufiltern. Das ist Betrug.
- Das Thema Kosteneffizienz: Sie müssen in Ihrem Antrag nachweisen, dass Sie Ihre Fördermittel kosteneffizient einsetzen. Wenn Sie bei den einschlägigen EU-Stellen jedoch nachfragen, was diese unter Kosteneffizienz genau verstehen, dann werden Sie überrascht sein, wie unterschiedlich bzw. uneindeutig die Aussagen dazu ausfallen. Was ist zu tun, damit Ihr Budget als kosteneffizient akzeptiert werden kann? Es gilt: Begründen Sie Ihre Kosten in den einzelnen Arbeitspaketen Ihres Projektes so gut wie möglich, insbesondere wenn die Beträge sehr hoch sind. Legen Sie Wert darauf, Ihre Kalkulation gut nachvollziehbar zu gestalten. Das ist eine der besten Strategien, um Projektablehnungen entgegenzuwirken.
Erasmus+ für Ukrainerinnen und Ukrainer
Wir haben bereits in unserem emcra Fördertipp Anfang Januar 2023 darauf hingewiesen, dass immer mehr EU-Förderprogramme ihre Förderaktivitäten um einen Ukraine-Aspekt erweitern werden.
Dies ist auch bei Erasmus+ der Fall. In den bildungsbereichsspezifischen Prioritäten der Kooperationspartnerschaften gibt es eine neue Förderpriorität. Konkret geht es z. B. in den Bereichen Berufsbildung und Erwachsenenbildung darum, Lernende und Mitarbeitende, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, anzusprechen. Es werden u. a. Projekte gefördert, die darauf abzielen, integrative pädagogische Ansätze und Praktiken des Lernens am Arbeitsplatz (einschließlich der Berufsausbildung) umzusetzen oder die zur Anerkennung von Qualifikationen bzw. der Förderung des psychosozialen Wohlbefindens beitragen.
Die exakten Informationen zu diesen sowie zu den Erasmus-Förderbereichen Schule, Hochschule und Jugend finden Sie im sog. Corrigendum zum Erasmus+ Leitfaden (englischsprachige Version).
Erasmus+ für alle. Was gibt es sonst noch?
Erasmus+ bietet noch viel mehr als die Kooperationspartnerschaften mit einem Budget zwischen 120.000,00 und 400.000,00 Euro. Hier finden Sie einen informativen Einstieg.
Für EU-Newcomer eignet sich als erster Schritt über die nationalen Grenzen hinaus besonders die Förderung von sogenannten “Kleinen Partnerschaften”. Sie erhalten pauschal 30.000,00 bzw. 60.000,00 Euro, wobei die Anforderungen an Ihr Projekt deutlich geringer sind als bei den oben dargestellten Kooperationspartnerschaften. Insbesondere für Organisationen, die als Ergebnis ihrer Online-Selbstanalyse in unserem kostenfreien Europeanisation-Tool die Empfehlung bekommen, sich noch etwas gründlicher auf die transnationalen Aktivitäten vorzubereiten, ist diese Förderung sehr gut geeignet.
Weiterbildung im europäischen Ausland: Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, die die Mobilitätsförderung für Organisationen und für Einzelpersonen bereit hält. Lernen und dabei Europa entdecken. Das können Erlebnisse und Erfahrungen sein, an die Sie sich noch lange positiv erinnern.
Wichtige Dokumente und Informationsquellen:
- Gemeinsame Webseite der vier deutschen Nationalagenturen
- Europäische Exekutivagentur für Bildung und Kultur
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Erasmus+ Antrag. Seien Sie mutig und nutzen Sie Ihre Chancen!
#emcra_sagt_welcome_back_Friderike
Welcome back Friderike! Unser Office-Team bekommt Verstärkung. Wir freuen uns sehr, dass Friderike ab heute (wieder) bei uns ist. Diesmal aber richtig. Wir haben Friderike schon in den vergangenen Jahren bei ihrer Ausbildung im Rahmen ihrer ausbildungsbegleitenden Praktika bei emcra als tatkräftige Praktikantin mit viel Lebens- und Arbeitserfahrung in Deutschland und im Ausland kennenlernen dürfen. Schnell war klar, dass das keine kurze gemeinsame Reise werden wird. Jetzt sind alle Prüfungen mit Bravour gemeistert. Herzlichen Glückwunsch!
Heute hat Friderike offiziell ihren ersten richtigen Arbeitstag. Sie wurde sehnsüchtig erwartet. Heike hat alles vorbereitet, damit der Wiedereinstieg entspannt ablaufen kann. Wir alle wünschen Dir, Friderike, viel Erfolg und Freude in Deinem neuen Aufgabengebiet und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit im emcra-Team. Herzlich Willkommen sagen Alina, Fabian, Heike, Jingyang, Klaus, Martin, Mika, Sarah und Stephie.
Haben Sie Interesse oder Fragen zu diesen Angeboten? Bitte kontaktieren Sie uns direkt (030/ 3180 1330) oder per E-Mail an info@emcra.eu. Wir informieren Sie auch gerne über die umfassenden Fördermöglichkeiten, um Ihre Teilnahme zu ermöglichen. Ihre Teilnahme kann bis zu 100 % gefördert werden. Die geförderte Teilnahme ist auch berufsbegleitend möglich, wobei der Arbeitgeber zusätzlich zur Weiterbildungsförderung einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann.