Aktueller emcra EU-Fördertipp vom 07.06.2017
Niemand kann aktuell mit Gewissheit sagen, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen der BREXIT auf die EU-Förderung haben wird. Eines ist jedoch sicher: Sie können gravierend sein. Spannend ist insbesondere, inwieweit die teils parallel verlaufenden Verhandlungen über den Austritt des Vereinigten Königreichs und über die nächste Finanzperiode 2021 - 2027 miteinander verknüpft werden, etwa wenn es um die Höhe des künftigen Budgets, den jeweiligen Anteil der EU-Mitglieder und die künftige Verteilung geht.
Die zentralen Fragen im Rahmen der Austrittsverhandlungen lauten: Wird das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland bereit sein, eine „Austrittsrechnung“ in Milliardenhöhe zu zahlen und bis wann werden die Briten ihren monetären Verpflichtungen gegenüber der EU nachkommen? Gerade diese Unsicherheiten sind es, die Sie für die eigene Planung im Blick behalten sollten.
Dr. Peter Becker hat diese Fragen in einer schriftlichen Stellungnahme für den Deutschen Bundestag zum Thema „BREXIT und die Folgen für den Europäischen Haushalt“ bearbeitet. Er prognostiziert ein Verhandlungsergebnis, das sich zwischen einem Best case- und einem Worst case-Szenario bewegt. In dem Best case-Szenario gehen beide Seiten pragmatisch vor. In diesem nicht besonders wahrscheinlichen Fall würde das Vereinigte Königreich z. B. seinen finanziellen Verpflichtungen aus der laufenden Finanzperiode so nachkommen, als ob es auch über den Austrittstermin 2019 noch bis zum Ende der laufenden Förderperiode Mitglied der EU wäre. Ein vergleichsweise entspannter Übergang zur nächsten Förderperiode ab 2021 wäre die Folge. Dem gegenüber steht das Worst case-Szenario, bei dem es nach nur wenigen Wochen zum Abbruch der Verhandlungen kommt und beide Seiten alle gegenseitigen Zahlungen sofort einstellen. Auch eine „Austrittsrechnung“ würde in diesem Fall wohl niemals beglichen. Zwischen diesen beiden Polen befindet sich viel politischer Spielraum. Wir dürfen auf den Verhandlungsverlauf und dessen Ergebnis gespannt sein.
Unser Tipp: Was können Sie tun, um beim Thema BREXIT und Zukunft der EU-Förderung nicht überrascht zu werden? Zwei Strategien bieten sich an:
1. Wissen aufbauen: Beginnen Sie jetzt, sich aktiv mit der kommenden EU-Finanzperiode zu beschäftigen. Die sog. „Hochrangige Gruppe Eigenmittel“ hat zum Thema „Zukunft der Finanzierung der Europäischen Union“ Empfehlungen veröffentlicht. Eine 15-seitige Zusammenfassung des englischsprachigen Abschlussberichts liegt in deutscher Sprache vor.
2. Mit Fachleuten vernetzen: Der BREXIT und die kommende EU-Förderperiode bieten Chancen und Risiken. Es gilt das Motto: „Wenn der Wind des Wandels weht, dann bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen“. Bereiten Sie sich gut vor und analysieren Sie die Chancen und Risiken für Ihre Organisation systematisch. Wie Sie dies berufsbegleitend machen können, erfahren Sie im Rahmen der Abschlussveranstaltung des emcra EU-Projekts CASSANDRA. Mit den kostenfreien CASSANDRA-Produkten können Sie sich in Zukunft z. B. auf politische Veränderungen besser vorbereiten. Im Rahmen der Veranstaltung am 22. Juni in Potsdam, die vom Institut für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e. V. (IBWF) ausgerichtet wird, haben Sie Gelegenheit, Fachleute aus dem Bereich Risikomanagement aus Deutschland und Europa kennenzulernen. Melden Sie sich hier an.
Systematischer Wissensaufbau und Vernetzung lassen sich auch miteinander verbinden: In der Fachgruppe „EU-Förderpolitik und EU-Förderprogramme“ der EU-Fundraising Association treffen sich seit 2012 regelmäßig Mitglieder online und tauschen sich zu den wichtigsten EU-Förderthemen aus. Die Fachgruppe veröffentlicht hier relevante Dokumente zu den Themen BREXIT und Zukunft der EU-Förderung.