Chancen der Digitalisierung: Fördermittel für Bildung, Unternehmen, Forschung und Entwicklung

18.01.2017, 12:42

Die Digitalisierung, der vermehrte Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), bringt für zahlreiche Bereiche unseres Zusammenlebens und Wirtschaftens tiefgreifende Veränderungen mit sich. Neue Formen der Kommunikation und des Informationszugangs bieten Chancen für das Lernen, für die Forschung und für flexiblere Arbeitsformen. Die Erhebung, Vernetzung und systematische Analyse großer Datenmengen bildet eine Grundlage für neue Geschäftsmodelle, für intelligente und maßgeschneiderte Produkte, für effizientere Produktionsprozesse und neue Vertriebswege – kurz gesagt für Innovation und Wirtschaftswachstum.

Um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, müssen in Europa und in Deutschland entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dafür hat die EU-Kommission im Jahr 2010 als eine der Leitinitiativen der Wachstumsstrategie „Europa 2020“ die „Digitale Agenda für Europa“ verfasst. Darin formulierte Ziele sind etwa die Umsetzung eines digitalen Binnenmarkts (siehe dazu auch „Strategie für einen digitalen Binnenmarkt für Europa“, 2015), der Ausbau der notwendigen Infrastruktur u. a. für Hochgeschwindigkeitsinternet, Investitionen in Forschung und Innovation und die Verbesserung der digitalen Kompetenzen und Qualifikationen der Bürgerinnen und Bürger. Die Förderung digitaler Kompetenzen in der allgemeinen und beruflichen Bildung ist außerdem Ziel der „Neuen europäischen Agenda für Kompetenzen“ (2016), ebenfalls eine Leitinitiative der Strategie „Europa 2020“.

Für die Umsetzung des politischen Ziels, die digitalen Kompetenzen und Qualifikationen von Bürgerinnen und Bürgern, Beschäftigten und Arbeitssuchenden zu steigern, bietet die EU von 2014-2020 im Rahmen des Programms „Erasmus+“ für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport Förderungen an. Neben der EU ist auch der Bund ein wichtiger Fördermittelgeber für Themen der Digitalisierung.

Unser Tipp: „Erasmus+“ fördert in der Berufs- und Erwachsenenbildung in seinen Leitaktionen (1) „Mobilität“ und (2) „Strategische Partnerschaften“ europäische Projekte, die u. a. das Thema „Digitale Bildung“ bearbeiten. Die zuständige Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NABiBB) führt auf ihrer Webseite aus, wie das Thema „Digitale Bildung“ im Jahr 2016 in Projekten der Leitaktion 2 „Strategische Partnerschaften“ aufgegriffen wurde. Die nächste Antragsfrist für Projekte in der Leitaktion 2 im Bereich der Berufs- und Erwachsenenbildung ist der 29. März 2017.

Informationen und die Möglichkeit zum Austausch über die Digitalisierung von Bildung und Gesellschaft bietet die Plattform für Erwachsenenbildung (EPALE). Einen Überblick über die wichtigsten Strategien und Meilensteine auf EU-Ebene und auf Ebene der Mitgliedstaaten gibt die NABiBB auf ihrer Webseite.

EU-Förderung für „Digitale Bildung“ wird auch auf Bundesebene umgesetzt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nutzt den Europäischen Sozialfonds (ESF), das wichtigste Instrument der EU zur Förderung von Beschäftigung und sozialer Integration in Europa, um Projekte im Bereich „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ zu fördern. Ziel des Programms ist es, mit dem Einsatz digitaler Medien in Form von Modell-Projekten strukturelle Veränderungen in der beruflichen Bildung anzustoßen und zu ihrer Qualitätssicherung und -verbesserung beizutragen.

In Deutschland stellt aktuell die „Digitale Agenda 2014-2017“ der Bundesregierung den Rahmen für die Digitalpolitik dar. Ihre Kernziele betreffen die Themen Wachstum und Beschäftigung, Zugang und Teilhabe sowie Vertrauen und Sicherheit.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt im Rahmen der „Digitalen Agenda 2014-2017“ und der „Hightech-Strategie der Bundesregierung“ mit dem Förderschwerpunkt „Mittelstand-Digital“ kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie das Handwerk bei der Entwicklung von Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse. Dazu gehört die Entwicklung und Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien am Arbeitsplatz, im Produktionsprozess und im Geschäftsverkehr. Ziel ist es zum einen, den Digitalisierungsprozess in kleinen und mittleren Unternehmen durch die Förderung innovativer Anwendungen zu beschleunigen. Zum anderen werden mit technologiespezifischen Fördermaßnahmen vor allem die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen gefördert und deren Chancen auf den globalen Märkten erhöht. „Mittelstand-Digital“ setzt sich zusammen aus den Förderinitiativen „Mittelstand 4.0 - Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, „eStandards: Geschäftsprozesse standardisieren, Erfolg sichern“ und „Einfach intuitiv - Usability für den Mittelstand“.

Im Bereich Forschung und Entwicklung bietet das BMWi vor allem für kleine und mittlere Unternehmen technologieoffene Förderprogramme. Das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“, die vorwettbewerbliche „Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF)“ und das Programm „FuE-Förderung gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen – Innovationskompetenz (INNO-KOM)“ bieten Möglichkeiten, auch Herausforderungen bei der Digitalisierung gemeinsam mit Forschungseinrichtungen zu lösen (vgl. „Zukunftschance Digitalisierung – Ein Wegweiser“, Hrsg. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, November 2016).

Um mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung und Vernetzung sowie Anwendung von Industrie 4.0 bundesweit zu unterstützen, richtet das BMWi „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren“ ein. Speziell für den Transfer in die Handwerksbetriebe gibt es zusätzlich das Kompetenzzentrum „Digitales Handwerk“. Die Aufgabe der Kompetenzzentren besteht darin, aktuelles, praxisrelevantes Wissen zur Digitalisierung, Anwendung von Industrie 4.0 und Vernetzung betrieblicher Prozesse zusammenzuführen, weiterzuentwickeln und „in die Sprache des Mittelstandes zu übersetzen“. Eine Übersicht der bereits gestarteten Kompetenzzentren bietet das BMWi auf der Webseite „Mittelstand-Digital“.

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